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Nacktarsch contra Genmais

■ Die Initiative „Bürger gegen Genmais“ protestiert immer wieder sonntags gegen ein Testfeld mit gentechnisch verändertem Mais – diesmal tat sie es auf besondere Weise

„Nackte Tatsachen“ bekamen gestern die Besucher des letzten von acht „gentechnikfreien Picknicks am Maisfeld“ zwischen Helvesiek und Appel im Landkreis Rotenburg vorgesetzt. Den ganzen Sommer über protestierte die Initiative „Bürger gegen Genmais“ gegen einen Freilandversuch mit gentechnisch verändertem Mais der US-Firma „Monsanto“ auf einem Feld ebendort.

Am vergangenen Sonntag fand nun der Höhepunkt der Picknick-Reihe statt: Zunächst versteckt hinter einer schwarzen Plane stellten sich 20 mutige Männer und ein Huhn-Rind-Schweins-Hybrid aus Pappmaché in einer Reihe auf und zogen sich aus. Der „Vorhang“ fiel und die Herren präsentierten dem applaudierenden Publikum splitternackt ihre Plakate mit Aufschriften wie „Gentechnik bedroht die Artenvielfalt“ oder „Gentechnik – keiner will sie, keiner braucht sie“. So standen sie da im Regen, und warteten geduldig bis Angela von Beesten von der Bürgerinitiative den etwa 80 BesucherInnen sämtliche Transparente laut vorgelesen hatte.

Wer mehr wissen wollte, konnte 30 Seiten mit Informationen Thema „Gentechnik in der Landwirtschaft“ mit nach Hause nehmen, außerdem standen die Mitglieder von „Bürger gegen Genmais“ für Fragen aller Art zur Verfügung.

Ziel der Aktionen sei es, „Bewusstseinsarbeit zu leisten,“ erklärte von Beesten. Gespräche seien dazu am besten geeignet und die gebe es jeden Sonntag reichlich.

Als wichtigsten Grund für den Protest nennt von Beesten die Tatsache, dass „gentechnische Freisetzung ein Versuch ist, der nicht unter Laborbedingungen stattfindet.“ Dass der Mais nicht von anderen Feldern abgeschirmt ist, sei besonders kritisch, da niemand wisse, was bei dem Versuch herauskomme.

Der Gen-Mais ist resistent gegen das Totalherbizid „Roundup ultra“, das ebenfalls von Monsanto vermarktet wird. „Das zerstört alles, was grün ist, außer dem resis-tenten Mais“, erklärte von Beesten die Funktionsweise der Substanz. Die Mitglieder der Initiative fürchten, dass durch Pollenflug und Bienen auch die Pflanzen auf den umliegenden Feldern genetisch verändert werden.

Nach dem gängigen Verfahren muss bei den so genannten Freisetzungsversuchen lediglich der Erstantrag vom Robert-Koch-Institut unter Beteiligung der Öffentlichkeit genehmigt werden. Für weitere Standorte reicht eine Anmeldung. Wenn es vom Institut keine Einwände gibt, kann der Versuch 15 Tage später losgehen. Angela von Beesten erklärt, die Gruppe habe nur durch einen schriftlichen Antrag überhaupt den genauen Standort des Testfeldes herausfinden können und dafür auch noch eine Gebühr zahlen müssen.

Die Bürgerinitiative hat verschiedene Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die unter anderem Auswirkungen der Gentechnik auf Gesundheit, Umwelt und Landwirtschaft, und rechtliche Fragen zur Gentechnik behandeln.

Das nächste öffentliche Treffen der Initiative findet am Donnerstag, 16. August, im Hellscherhus in Helvesiek statt, für den Herbst sind Podiumsdiskussionen und andere Aktionen geplant. Wer aktuelle Informationen der Initiative und Hintergrundwissen zum Thema Gentechnik sucht, wird unter www.danaconception.de/genmais fündig.

Vivien Mast

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