: „Mythos Auto wird entzaubert“
Dirk Klasen, Referent beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, rechnet mit Vorteilen für Autokäufer: Wenn Supermärkte den teuren Vertragshändlern Konkurrenz machen, fallen die Preise
taz: Autos im Supermarkt – kann das nicht für die Verbraucher gefährlich werden, wenn dann etwas mit den Fahrzeugen nicht stimmt?
Dirk Klasen: Wenn es dem Händler nur um den reinen Verkauf geht und kein Gedanke an die spätere Wartung verschwendet wird, vielleicht schon. Ich glaube aber nicht, dass das passiert.
Die Supermarktkette als verantwortlicher Verkäufer?
Das ist schon gesetzlich zum Teil vorgeschrieben. Es gibt laut einer EU-Richtlinie einen generellen Anspruch auf zwei Jahre Gewährleistung gegenüber dem Verkäufer des Produkts.
Gab es denn bisher Beschwerden, wenn Kunden zum Beispiel ihre bei Aldi gekauften Computer zur Reparatur brachten?
Bei uns kaum. Die Kunden wenden sich anscheinend an die Hotlines der Gerätehersteller. Edeka wiederum hat offenbar einen Vertrag mit Fiat-Händlern. Es ist auch denkbar, das man solchen Produkten eine Service-Adressenliste beilegt, ähnlich wie bei anderen technischen Geräten.
Aber ein Auto ist doch viel teurer und technisch hochkompliziert.
Natürlich wird sich der Käufer besser informieren als vor dem Kauf eines kleinen Elektrogeräts. Letztendlich ist ein Auto jedoch auch nur ein Massenprodukt mit bestimmten Qualitäts-Mindeststandards. Für den Kauf im Supermarkt ist dann eben der niedrige Preis der Auslöser. Es kann den Verbrauchern nur nützen, wenn der Mythos Automobil etwas entzaubert wird. Das System der Markenhändler bringt schließlich auch Nachteile: Die Nettopreise bei Kraftfahrzeugen sind laut der EU-Kommission in den einzelnen Ländern immer noch stark unterschiedlich. Und in Deutschland sind sie in vielen Kategorien mit am teuersten. Das geht bis zu einem Mehrpreis von mehr als 20 Prozent für einzelne Modelle.
Ist der Angriff der Supermärkte das Ende der Auto-Fachhändler?
Auch in Zukunft werden Autos vor allem über qualifizierte Händler verkauft – aber wohl nicht mehr über feste Vertragshändler.
INTERVIEW: REINER METZGER
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