: „Eine Frage der Ethik“
Einen Tag nach der Tragödie ringt sich die Uefa doch noch zu Spielabsagen durch. Auch in verschiedenen Bundesligen ruhten zumindest gestern Abend die Spielgeräte
BERLIN taz ■ „Das ist eine Frage der Ethik.“ Dortmunds Präsident Gerd Niebaum hat das gesagt, kurz bevor die Frage falsch beantwortet – und die Champions-League-Partie seiner Borussia beim ukrainischen Meister Dynamo Kiew angepfiffen wurde. Auch aus den anderen Stadien, wo am Dienstagabend versucht wurde, Fußball zu spielen, wurden ganz ähnliche Sätze vermeldet. „Wenn wir und nicht die Uefa Veranstalter gewesen wären, hätte das Spiel niemals stattgefunden“, sagte auf Schalke etwa der dortige Manager Rudi Assauer.
Leider hatte die Uefa in diesem Fall das Sagen – und leider fanden die Europapokalspiele statt. Mindestens aber genauso bedauert werden muss, dass die sonst so sehr auf Autonomie bedachten Großklubs nicht fähig waren, das zu tun, was sie laut Lippenbekenntnissen am liebsten getan hätten: die Spiele ausfallen zu lassen. Dazu hat alles Mitgefühl dann doch nicht gereicht.
Wenigstens haben die Herren von der Uefa am Tag danach gemerkt, dass ihnen bei ihrer Entscheidung ein Fehler unterlaufen war – und wenigstens wurden die Europapokalspiele von gestern und heute Abend komplett abgesagt, „aus Respekt vor den Opfern der Terroranschläge“. Auch Handball und Eishockey ließen hier zu Lande gestern das Spielgerät ruhen; für den badischen Handball-Bundesligisten SG Willstätt-Schutterwald wurde die Tragödie gar greifbar: Drei Mitarbeiter eines Vereinssponsors befanden sich in der zweiten Maschine, die in das New Yorker World Trade Center raste.
Wie, wo und ob überhaupt am Wochenende professionell Sport getrieben wird in Deutschland, war gestern lange Zeit offen. Nach mehrstündigen Beratungen entschied sich zumindest die Fußball-Bundesliga, die Spiele planmäßig über die Bühne gehen zu lassen. Abgesagt wurden hingegen die deutschen Meisterschaften im Biathlon, die ab Freitag in Ruhpolding hätten stattfinden sollen. KET
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