: Trauer fast überall
Auch in Europa gedenken Menschen schweigend der Opfer des Terroranschlags, nur Bundespressekonferenz redet weiter
BERLIN dpa/afp ■ Millionen Europäer haben am Freitagmittag der Terroropfer von New York und Washington mit drei Schweigeminuten gedacht. In Parlamenten, auf Straßen oder Flughäfen von London, Paris, Berlin und anderen Städten zwischen Madrid und Helsinki verharrten die Menschen in minutenlanger Stille.
In Großbritannien sprachen Augenzeugen von der größten öffentlichen Trauerbekundung seit dem Tod von Prinzessin Diana vor vier Jahren. In ganz Deutschland läuteten die Glocken evangelischer und katholischer Kirchen. Vor der amerikanischen Botschaft in Berlin gedachten vor allem viele Schüler der Terroropfer. In Frankreich leitete Präsident Jacques Chirac eine Gedenkzeremonie im Ehrenhof des Elysee-Palastes.
In Brüssel gedachten die Repräsentanten der Europäischen Union der Opfer. Belgiens Ministerpräsident Guy Verhofstadt als amtierender EU-Ratspräsident sowie EU-Kommissionspräsident Romano Prodi nahmen gemeinsam mit mehr als 1.000 Menschen an der Trauerbekundung teil. Die führenden Institutionen der EU veröffentlichten gleichzeitig eine Erklärung, in der sie alle Staaten zur Bekämpfung der Terrorismus und zur Verteidigung der menschlichen Werte aufriefen.
In den Niederlanden und Italien folgten auch Funk und Fernsehen dem Aufruf der EU. In Banken, Post, Supermärkten ruhte das Geschäft für drei Minuten, Busse und Bahnen blieben stehen.
US-Präsident George W. Bush hatte den gestrigen Freitag zu einem „Tag des nationalen Gebets und Gedenkens“ erklärt. Gegen Mittag Ortszeit sollen die Amerikaner in Kirchen, Synagogen oder Moscheen für die Opfer und deren Familien beten. Bush wollte gestern New York besuchen und sich selbst ein Bild von den Bergungsarbeiten am zerstörten World Trade Center machen.
Während europaweit die Menschen in Schweigeminuten der Opfer der Terroranschläge gedachten, hat einzig die Regierungspressekonferenz in Berlin ihr Frage- und Antwortspiel am Freitagmittag ungerührt fortgesetzt. Der Sprecher des Bundeskanzlers, Uwe-Karsten Heye, sowie zahlreiche Ministeriumssprecher beantworteten in diesem Moment Fragen zur möglichen Absage des G-7-Gipfels und zu den Sicherheitsvorkehrungen in Berlin.
Die Vorsitzende der Bundespressekonferenz, Tissy Bruns, sagte dazu, am Mittwoch hätten Journalisten und Regierungsmitglieder vor Beginn einer Pressekonferenz über die Folgen der Anschläge in einer Schweigeminute der Opfer gedacht. Gestern sei in der Pressekonferenz die ganze Zeit über sehr ernsthaft und engagiert über das Thema Anschlagsfolgen geredet worden. Damit sei dem Gedenken auch Rechnung getragen worden.
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