Daniel Cohn-Bendit will Rot-Grün retten

Und Joschka Fischer gleich dazu. Die grüne Galionsfigur fordert Ja zu Militärschlägen und Ja zur Konfrontation mit SPD

BERLIN taz ■ Die grüne Galionsfigur Daniel Cohn-Bendit hat seine Partei dazu aufgerufen, die rot-grünen Mehrheiten im Bundestag zu sichern, auch wenn es um Militäreinsätze im Kampf gegen den internationalen Terrorismus geht.

Gleichzeitig sollten die Grünen „eine klare Strategie der Differenz verfolgen – gegenüber der SPD, aber wenn es sein muss, auch gegenüber ihrem Außenminister“, sagte Cohn-Bendit in einem Interview mit der taz.

Die Grünen müssten endlich wieder lernen, ihre Forderungen klar zu formulieren, meinte der Europaabgeordnete. Anstatt sich mit Innenminister Otto Schily auf eine Auseinandersetzung über Detailfragen der inneren Sicherheit einzulassen, sollten die Grünen lieber „den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie“ fordern. „Die Sicherheit der Bürger wird doch durch nichts so sehr gefährdet wie durch die Atomkraftwerke, die gegen Terroranschläge nicht gesichert sind“, so Cohn-Bendit. Der langjährige Weggefährte Joschka Fischers befürchtet ein Zusammenbrechen der rot-grünen Koalition, sollte seine Partei in der Frage der Militäreinsätze weiter so diskutieren wie bisher. Die Grünen steigerten sich in eine Auseinandersetzung hinein, „in der das eine Gewissen gegen das andere Gewissen steht“, sagte Cohn-Bendit. Damit mobilisiere man nur Affektreaktionen. „Das macht uns handlungsunfähig.“

Cohn-Bendit sagt bei einem Nein der Grünen zu deutschen Kampfeinsätzen im Kampf gegen den Terrorismus das Ende der rot-grünen Regierung voraus. Die Folge wäre eine große Koalition. Die Grünen hätten sich damit aber auch direkt gegen Joschka Fischer als ihren Außenminister und den Repräsentanten ihrer Politik entschieden. „Fischer würde nicht mehr bei den Grünen bleiben können“, sagte Cohn-Bendit. JENS KÖNIG

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