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Die neue Zeit

■ SPD freut sich plötzlich auf schlagkräftige Opposition

Die Sozialdemokratie wagt sich an das bis vor kurzem Undenkbare: „Sehr schnell nach der Bürgerschaftswahl stellt sich die SPD auf ihre neue Rolle als schlagkräftige Opposition ein“, ließ die Partei ges-tern verlauten, und es klang beinahe fröhlich. Von Gesprächsangeboten an CDU und FDP ist keine Rede mehr – man hat die Zwecklosigkeit dieser Bemühungen offenbar eingesehen. Die abgewählten Dauerregierenden werden morgen Abend auf ihrem Landesparteitag im Bürgerhaus Wilhelmsburg die neue Situation bewerten.

Parteichef Olaf Scholz und der abgewählte Bürgermeister Ortwin Runde werden vor den Delegierten begründen müssen, warum die sozialdemokratische Welt nicht mehr dieselbe ist. Anschließend haben die GenossInnen dann die Möglichkeit zur Generaldebatte. Dann könnte sich schon zeigen, ob die parteiinterne Ruhe der vergangenen vier Jahre, die Runde und Scholz zu bewahren gelungen war, anhält oder ob das ausbricht, was die Hamburger SPD früher immer auszeichnete: Der stete Grabenkampf zwischen Linken und Rechten.

Die erste Kraftprobe, die der SPD-Burgfrieden zu bestehen hat, wird die Wahl der neuen FraktionschefIn in der Bürgerschaft werden. Runde gilt zwar als Favorit, doch der von der Parteirechten entsandte Holger Christier, der das Amt in der Vergangenheit mit mäßigem Erfolg bekleidet hat, hat bisher keine Bereitschaft gezeigt, freiwillig seinen Posten zu räumen. „Wir entscheiden diese Frage erst, wenn die neue Regierung gebildet ist“, sagt Parteisprecher Thomas Stölting – also keinesfalls vor der ersten Bürgerschaftssitzung am 10. Oktober. Dort wird noch wie gehabt Chris-tier die Fraktion führen.

Wenn noch so viele Stühle gerückt werden – ein Sozialdemokrat soll sein Amt behalten: Ronald Schill hat angekündigt, Innenstaatsrat Dirk Reimers behalten zu wollen. Peter Ahrens

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