: Minderjährige vor Abschiebung
Die 17-jährige Mirsada O. soll heute aus der Abschiebehaft nach Bosnien abgeschoben werden – entgegen einer Entscheidung des Innenausschusses vom 10. September, minderjährige Asylbewerber nicht mehr in Abschiebehaft zu nehmen. Die muslimische Roma war im Juni 2001 eingereist, um ihre Eltern zu suchen. Bis 1998 war die Familie in Berlin als Kriegsflüchtlinge anerkannt gewesen, dann aber abgeschoben worden. Die Eltern wanderten nach zwei Asylanträgen im September 2001 in die USA aus. Mirsada hatte zwischenzeitlich in Bosnien gelebt, möchte ihren Eltern jetzt allerdings folgen. Ein Visum wurde in den USA für sie beantragt. Der Innensenat will sie trotzdem abschieben. Da ihre Eltern bereits ausgereist seien, verfüge das Mädchen in Berlin über keine sozialen Bindungen mehr. Dass für Mirsada diese Bindungen in Bosnien ebenfalls nicht mehr bestehen und sie ihren Eltern in die USA folgen möchte, ließ die Innenbehörde nicht gelten. Hartwig Berger, migrationspolitischer Sprecher der Grünen, hält die Entscheidung für „völlig unmenschlich und unsensibel“. Aus der Innenverwaltung war gestern lediglich zu erfahren, dass im Falle Mirsadas alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft wurden. Ein Eilantrag vor dem Verwaltungsgericht war gestern abgelehnt worden. MD
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