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Die Schwierigkeiten mit dem Helfen

Die USA werfen Pakete – das verärgert die Afghanen. Das UNHCR baut Flüchtlingslager – das verärgert die Pakistani

PESHAWAR taz ■ George W. Bush meint es doch nur gut: Raketen auf die Taliban, Hilfe für das leidende Volk. Hilfe aus der Luft. 37.500 Pakete mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und kleinen Radios warfen amerikanische Transportflugzeuge in den vergangenen Tagen über Afghanistan ab. Weitere zwei Millionen Pakete, so Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, folgen in den nächsten Tagen. Sie sollen den Afghanen die Botschaft bringen: Amerika bekämpft den Terrorismus, nicht die Menschen und schon gar nicht ihre Religion.

Die Botschaft ist nicht angekommen. Augenzeugen berichten, dass die US-Geschenke bei der Bevölkerung Wut und Angst auslösen. In der Stadt Khost sollen Pakete verbrannt worden sein. Den Afghanen Essen vor die Füße zu werfen, sei eine schlimme Beleidigung, erzählt in Peshawar ein Arzt aus Kabul: „Wir sind doch keine Hunde, denen man Knochen zuwirft.“ Viele Menschen wollten die Paketen gar nicht einsammeln, beobachtete ein Lastwagenfahrer in Jalalabad: „Sie erinnern sich an die Zeit der sowjetischen Besatzung. Damals warf die Rote Armee Zigaretten und Spielsachen ab, die bei Berührung explodierten.“

Afghanistan ist auch das Land mit der größten Minendichte weltweit. Durch die „Airdrops“ werden vor allem Kinder gefährdet, die auf der Suche nach den Paketen in Minenfelder geraten.

Lastwagenkonvois mit Getreide sind billiger und effizienter. Vor dem 11. September brachte das UNO-Welternäherungsprogramm WFP so pro Woche 8.000 Tonnen Weizen nach Afghanistan. Als die ersten Bomben fielen, wurden die Hilfslieferungen eingestellt, gestern jedoch wieder aufgenommen.

Im riesigen Materiallager von WFP in Peshawar werden klapprige Lastwagen beladen. „USA“ steht in großen Lettern auf den Säcken, die Weizenkörner stammen aus Iowa. Sieben Millionen Afghanen sind von WFP-Lieferungen abhängig. Mit den Taliban habe es keine Schwierigkeiten gegeben, sagt WFP-Sprecher Michael Huggins, „sie rühren unsere Lieferungen nicht an“.

Donnerstag früh schleppen sich 30 Lastwagen mit insgesamt 1.000 Tonnen Weizen im Schritttempo über den steilen Khyberpass. Viele Fahrer machen die Tour schon seit Jahren. Der 25-jährige Munsif war mit seinem Lastwagen gerade in Kabul, als die ersten Raketen einschlugen. Die Menschen seien aus ihren Häusern gelaufen, hätten dem Feuerwerk zugeschaut, erzählt er. Panik? Nein, doch als Munsif am nächsten Tag zurück nach Pakistan fuhr, sah er an der Grenze viele Flüchtlinge: „Vielleicht doppelt so viele wie früher.“ Peter Kessler, Sprecher von UNHCR in Peshawar, sagt, noch gebe es keinen Massenansturm, „trotzdem müssen wir uns vorbereiten, dass bald bis zu 300.000 Menschen kommen“.

Diese Vorbereitungen werden von der pakistanischen Regierung so weit wie möglich behindert. Pakistan beherbergt zwei Millionen afghanische Flüchtlinge, die von radikalen Islamisten rekrutiert werden. Das Verhältnis zwischen UNO-Flüchtlingshelfern und pakistanischen Behörden ist, gelinde gesagt, frostig. „Das UNHCR versteht unsere Probleme nicht“, klagt Waqar Maroof, Leiter des Flüchtlingskommissariates in Peshawar, „wenn wir noch mehr Flüchtlinge in den Städten einquartieren, droht ein Aufstand der Bevölkerung.“ Maroof spricht von 100 Lagern, die in nächster Zeit errichtet werden sollen – im kargen, unzugänglichen Grenzland, durch Stacheldraht von der Umwelt isoliert. In der Region gibt es weder Straßen noch Quellen. Das Trinkwasser muss in Tankwagen aus dem Tal gebracht werden. Nur ein Lager kann in den nächsten Wochen fertiggestellt werden – so groß sind Proteste und Verzögerung der Behörden.

BERNHARD ODEHNAL

Der Autor ist Auslandsredakteur der Zürcher „Weltwoche“

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