: Theater im Fernsehen
■ Ein digitales Programmheft bietet Einblick in die Produktionen des Goethe-Theaters von der Idee bis zur Aufführung
Das Bremer Theater zieht den Vorhang auf und lässt seine Hüllen fallen. Der Rezipient sieht zu - und bestimmt selbst, welchen Schauspieler er im Interview sehen will.Eine Art „Tag der offenen Tür ohne Pförtner“, wie Heide-Marie Härtel vom Deutschen Tanzfilminstitut das DVD-Projekt vom Bremer Theater nennt.
Für die Uraufführung des Auftragwerks „Noach“ haben das Deutsche Tanzfilminstitut und das Bremer Theater gemeinsam ein Programmheft auf Digital Video Disc produziert, abspielbar auf dem Fernsehbildschirm oder auch auf dem PC. Nicht als Ersatz für das Heft in der Hand, sondern als Ergänzung. „Die DVD ermöglicht es, sich selbstständig in einer Aufführung zu bewegen“, erklärt Arnim Meier vom Deutschen Tanzfilminstitut. Das digitale Programmheft bietet jedenfalls einen tiefen Einblick in die Produktion der Oper „Noach“: Interviews mit und Biografien der Künstler, Chor- oder Orchesterproben, Informationen zu Kostümen und Maske oder ein Gespräch mit dem Intendanten Claus Pierwoß können per Pfeiltaste oder Mausklick ausgewählt werden.
Die Produktion des Mitmach-Programmhefts hat das Deutsche Tanzfilminstitut über 100.000 Mark gekostet, wie Meier erläutert, wobei 40-50% Zuschuss vom Senator für Wirtschaft kommen.
Auch wenn sie natürlich nicht das Flair einer Theateraufführung wiedergeben kann, bietet sie DVD Interessierten mehr als zuvor die Möglichkeit, sich nach einer Aufführung weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Das Bremer Theater springt als eine der ersten Kulturinstitutionen deutschlandweit auf den Zug der neuen interaktiven Produktionen auf und hofft dadurch „einen neuen Zuschauerkreis, der mit der Komplexität umgehen kann“ anzusprechen, so die Pressesprecherin Ulrike Steffel. Jugendliche sollen über ihre technischen Ambitionen den Weg über die DVD ins Theater finden. Ob die sich den Spaß für 35 Mark leisten werden, bleibt vorerst offen. Trotzdem: wer mag, kann jetzt interaktiv loslegen, wenn man auch, wie Steffel zugibt, „den Umgang mit der Fernbedienung trainiert haben muss.“
Britta Schatz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen