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Hiebe aus Denkerstuben

Paul Spiegel attackiert Günter Grass wegen dessen Kritik an Israel. Sloterdijk nennt Schily „deutschen McCarthy“

MÜNCHEN/HAMBURG/BERLIN dpa Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hat den Literaturnobelpreisträger Günter Grass scharf angegriffen.

Mit seiner Kritik an Israel reihe sich Grass „in die Reihe derjeniger nichtjüdischer Intellektuellen in Deutschland ein, die schon seit Jahren direkt oder indirekt die staatliche Existenz Israels infrage zu stellen suchen“, sagte Spiegel dem Focus.

Grass hatte am 10. Oktober im Gespräch mit Spiegel Online unter anderem Israel mit den Worten kritisiert: „Israel muss nicht nur besetzte Gebiete räumen. Auch die Besitznahme palästinensischen Bodens und seine Besiedlung ist eine kriminelle Handlung. Das muss nicht nur aufhören, sondern rückgängig gemacht werden. Sonst kehrt dort kein Frieden ein.“

Unterdessen kritisierten Grass und andere deutsche Intellektuelle in der Welt am Sonntag die jüngsten Anti-Amerikanismus-Vorwürfe von Innenminister Otto Schily (SPD) an ihre Adresse als„Autorenschelte aus den Zeiten des seligen Franz Josef Strauß“. In der Märkischen Allgemeinen hatte Schily von „wirklich schlimmen“ antiamerikanischen Entgleisungen in gewissen intellektuellen Kreisen gesprochen und die mangelnde Wehrhaftigkeit in der deutschen Gesellschaft bemängelt.

Der Philosoph Peter Sloterdijk fühlt sich an den Kalten Krieg erinnert: „Wenn Schily als deutscher McCarthy in die Geschichte des Ungeistes eingehen will, soll er ruhig so weiterreden.“

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