Umwelt atmet langsam auf

„Umweltökonomische Gesamtrechnung“ zeigt: Weniger Umweltbelastung in Deutschland als vor zehn Jahren. Weniger Ressourcenverbrauch trotz Wachstum

FRANKFURT/M taz ■ Der Umwelt in Deutschland geht es heute besser als noch vor zehn Jahren, obwohl im gleichen Zeitraum die Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) um 15,1 Prozent gestiegen ist. Dieses positive Fazit zog der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, gestern in Frankfurt am Main bei der Vorstellung der aktuellen „Umweltökonomischen Gesamtrechnung“ (UGR) seiner Behörde. Einziger Wermutstropfen: Die Siedlungs- und Verkehrsfläche wurde um 7,8 Prozent auf jetzt 43.447 Quadratkilometer ausgeweitet. Das entspricht einem durchschnittlichen Zuwachs von 123 Hektar oder etwa 250 Fußballfeldern pro Tag.

Doch ansonsten gilt, dass die natürliche Umwelt in Deutschland durch wirtschaftliche Aktivitäten – inklusive Produktion – und durch den Konsum der privaten Haushalte heute weniger in Anspruch genommen und damit strapaziert wird als noch zu Beginn der Erstellung der UGR für das wiedervereinigte Deutschland im Jahre 1991. Das hängt allerdings wohl auch mit dem endgültigen Zusammenbruch der umweltbelastenden Industriekombinate der ehemaligen DDR zusammen. Insgesamt habe die Industrie größere Fortschritte gemacht als die privaten Haushalte: „Bei der Produktion konnte sowohl beim Wasserverbrauch als auch bei der Abgabe von Kohlendioxid an die Umwelt deutlich mehr eingespart werden als beim Konsum der privaten Haushalte“, hieß es.

So ging der Rohstoffverbrauch insgesamt um 1,9 Prozent zurück, der Energieverbrauch verminderte sich um 2 Prozent und die Entnahme von Wasser aus der Natur verringerte sich um 11,4 Prozent. Große Erfolge gab es auch bei der Verminderung der Luftverschmutzung: Die Kohlendioxidbelastung sank um15 Prozent; die Emission von „Versauerungsgasen“ (Schwefeldioxid und Stickoxide) zwischen 1991 und 1999 sogar um 65,6 Prozent.

Damit sei die Zielvorgabe der Bundesregierung für die Verringerung der Kohlendioxidbelastung (CO2) noch nicht erreicht, mahnte „Statistikpapst“ Hahlen. Um die angestrebte Reduzierung um 25 Prozent – von 1990 bis 2005 – noch realisieren zu können, seien zusätzliche Anstrengungen notwendig. Zur Zeit vollziehe sich der Abbau in Jahresschritten von 15 Millionen Tonnen (1,6 Prozent); es müssten aber 20,2 Millionen Tonnen (2,4 Prozent) sein. Das nationale Klimaschutzprogramm, so Hahlen weiter, peile allerdings schon zusätzliche Maßnahmen zur weiteren Reduktion der CO2-Emissionen an.

Für die Bundesstatistiker lässt sich der schonendere Umgang mit der Umwelt „zu einem großen Teil“ auf die effizientere Nutzung der natürlichen Einsatzfaktoren in einzelnen Wirtschaftsbereichen zurückführen. Beispiel Wasser: In nahezu allen Branchen sei es gelungen, den „spezifischen Wasserverbrauch“ – das ist der Wassereinsatz im Verhältnis zur produzierten Gütermenge – zu verbessern. Besonders eifrige „Wassersparer“ waren offenbar die Betriebe der metallerzeugenden Industrie (minus 42,7 Prozent) und die Papierindustrie (minus 34,6 Prozent). Auch in der chemischen Industrie wurde der Wasserverbrauch noch um knapp 30 Prozent reduziert. Entsprechend verringerten sich die Abwässer.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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