: US-Verbündete stecken fest
Trotz weiterer Unterstützung durch die US-Luftwaffe kommt die Offensive der Nordallianz bei Masar-i Scharif nicht voran. Die Taliban fordern die UNO zu humanitärer Hilfe für die Bevölkerung auf
KABUL ap/dpa ■ Trotz anhaltender US-Luftangriffe auf Taliban-Stellungen nördlich der afghanischen Hauptstadt Kabul scheint die Offensive der Nordallianz ins Stocken zu geraten. Die oppositionellen Truppen vor Masar-i Scharif kämen nicht wie geplant voran, erklärte ein Sprecher der Allianz. Zur ihrer Unterstützung bombardierten US-Flugzeuge gestern wieder Ziele in mehreren Orten. Die Taliban berichteten von 15 getöteten Zivilisten.
Die USA bombardierten Stellungen nahe der Stadt Talokan im Norden des Landes. Auch entlang der Front vor Kabul wurden die Angriffe mit B-52-Bombern fortgesetzt. Riesige Rauchwolken stiegen über der Taliban-Basis Estarghech auf. Nahe der strategisch wichtigen Stadt Masar-i Scharif wurden nach Taliban-Angaben mehrere Stellungen bombardiert. Der arabische TV-Sender al-Dschasira meldete zudem den Beschuss eines Hotels in Kabul, in dem in der Nacht zu Montag mehrere Taliban-Kämpfer getötet worden seien.
Trotz der neuen Luftangriffe erlitt die von der Nordallianz am Sonntag gemeldete Offensive auf Masar-i Scharif nach Berichten der Opposition einen Rückschlag. Nordallianz-Sprecher Nadim Aschraf sagte noch am Sonntag, eine der drei angreifenden Oppositionseinheiten komme nicht voran. Die Truppen des usbekischen Kommandeurs Raschid Dostum seien nur 700 bis 1.000 Mann stark, und ihre Moral sei nicht sehr hoch. Neben Dostum seien Kämpfer der Organisation Dschamiat-i-Islami von Atta Mohammed sowie schiitische Gruppen unter dem Befehl von Mohammed Mohakik vorgerückt.
Der Nachrichtenagentur AIP zufolge griffen US-Kampfflugzeuge nach mehrtägiger Pause auch wieder Ziele in der Taliban-Hochburg Kandahar an. Auch Kampfhubschrauber seien bei Kabul eingesetzt worden. Bislang haben die USA einen Helikoptereinsatz nicht bestätigt.
Die Taliban forderten unterdessen die UNO auf, der afghanischen Bevölkerung innerhalb des Landes zu helfen. Afghanistan verpflichte sich in diesem Punkt zur Zusammenarbeit, erklärte der Taliban-Botschafter in Islamabad. Die einzige Gefahr für die Helfer seien die US-Luftangriffe. Ein ranghoher Vertreter des Taliban-Regimes berichtete am Sonntag, dass eine Amerikanerin in Haft gestorben sei. Der aus Kalifornien stammende John Bolton sei vor zwei Wochen als Helfer nach Afghanistan gereist und nahe der pakistanischen Grenze festgenommen worden. Er sei eines natürlichen Todes gestorben. Sein Leichnam werde dem Roten Kreuz übergeben.
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