: Hattig halten Gegen den Domino-Effekt
Deutlicher hätte es Jens Böhrnsen nicht sagen können: Eigentlich ist Josef Hattig als Senator nicht tragbar. Denn wer Vertrauen in seine Behörde erst wieder „herstellen“ muss, hat es zurzeit eben nicht. Wenn die SPD den Autokraten im Wirtschaftsressort dennoch nicht gemeinsam mit den Grünen abgewählt hat, gibt es dafür einen simplen Grund: Den Machterhalt. Die große Koalition platzen zu lassen, das erschien der SPD zu riskant.
Aber warum eigentlich platzen lassen? Zeitweilig sah es so aus, als hätte man Hattig auch einvernehmlich in den Ruhestand schicken können. CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff war selbst ehrlich schockiert, als er von der neuen Musical-Krise erfuhr. Jüngere Christdemokraten halten Hattig schon länger für fällig. Und dass der alte Herr noch einmal in den Wahlkampf zieht, ist schwer vorstellbar.
Das Problem ist: Die CDU hat keine personelle Alternative. Und den Posten wieder durch einen Import zu besetzen wie in den Fällen Böse und Perschau, wäre schwierig: Die CDU geht nach ihrer internen Umfrage davon aus, nach 2003 nicht mehr an der Regierung zu sein. Und wen lockt schon ein Job für eineinhalb Jahre?
A propos Perschau: Der Finanzsenator ist das andere Problem. Er hat die teuren Musical-Verträge ausgehandelt, die Hattig in Schwierigkeiten brachten. Heute sollen die Bremer ihm die Sanierung der Finanzen zutrauen. Die CDU konnte Hattig nicht fallen lassen: Die Grünen setzten schon lauthals auf den Domino-Effekt. Jan Kahlcke
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