: Blair: Krieg läuft gut
USA und Großbritannien ziehen positive Bilanz der US-Luftangriffe. Nordallianz rückt angeblich näher an die Stadt Masar-i Scharif heran
WASHINGTON/ISLAMABAD rtr/ap/afp/dpa/taz ■ Der britische Premierminister Tony Blair hält die US-Luftangriffe auf Afghanistan nicht für ausreichend, um das Taliban-Regime zu Fall zu bringen. „Es gibt andere Operationen, die wir ebenfalls in Gang bringen müssen“, sagte Blair nach einem Gespräch mit US-Präsident George W. Bush in Washington. Blair zog aber gemeinsam mit Bush eine positive Bilanz der bisherigen US-Luftangriffe. Die Taliban seien angeschlagen und Ussama Bin Laden sei auf der Flucht.
Nach britischen Medienberichten forderte Blair Präsident Bush auf, sich stärker im Nahost-Friedensprozess zu engagieren. In ihrer Pressekonferenz erklärten Bush und Blair jedoch, es gäbe keinen Zusammenhang zwischen einer Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses und einem Sieg über die Taliban in Afghanistan.
Nach Berichten aus Afghanistan flogen die US-Streitkräfte heftige Angriffe auf Stellungen der Taliban nahe der Stadt Masar-i Scharif. Nach eigenen Angaben rückten die Truppen der Nordallianz näher an die Stadt heran. Ein Taliban-Vertreter wies diese Berichte als überzogen zurück. Der stellvertretende US-Generalstabschef Peter Pace wollte sich in Washington über die angeblichen Geländegewinne der Nordallianz nicht äußern. Pace bestätigte dagegen erneut, dass sich in den Reihen der afghanischen Oppositionstruppen US-Sondereinheiten aufhalten, um die Zielplanung der US-Luftangriffe zu unterstützen. Nach Angaben der Taliban sind neben US-Einheiten auch Militärs aus Indien und Russland bei den Truppen der Nordallianz.
Nach Schätzung von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld liegt die Zahl der Kämpfer in den Reihen der Taliban und der al-Qaida in Afghanistan zwischen 40.000 und 50.000. Angaben zu der Zahl der seit Beginn der US-Luftangriffe getöteten Taliban-Kämpfer wollte Rumsfeld nicht machen.
Ein Forschungsinstitut in Washington veröffentlichte am Mittwoch einen Bericht, in dem die bisherigen Kosten für die seit einem Monat andauernden Luftangriffe für die USA auf 2,17 Milliarden Mark geschätzt werden. Eine Sprecherin des Pentagon wollte dagegen keine konkreten Angaben zu den Kosten des Krieges machen.
Der pakistanische Militärmachthaber Pervez Muscharraf ordnete gestern die Schließung des Taliban-Konsulats in Karatschi an. Zuvor hatte die pakistanische Regierung den Taliban-Botschafter in Islamabad aufgefordert, seine Propaganda gegen die USA einzustellen, die Botschaft bleibt jedoch geöffnet. Unterdessen beschloss das US-Repräsentantenhaus den Aufbau eines Radiosenders zur Propaganda in Afghanistan. „Radio Free Afghanistan“ soll Programme in den lokalen Sprachen ausstrahlen. EC
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen