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„Akzeptieren“ was denn sonst?

Bis heute wissen wir nicht, wofür die Soldaten der Bundeswehr denn wirklich gebraucht werden. Afghanistan ist weitgehend befreit vom Taliban-Terror. Für eine demokratische Entscheidung müsste erklärt werden, wo es militärisch weitergehen soll, bevor man um das Ja-Wort bittet. Der grüne Außenminister weiß das wohl selbst nicht so genau. Wenn er deshalb um das „Vertrauen“ bittet, ist das nur ehrlich.

Die Bremer Delegierten haben ihm dieses Vertrauen gegeben, das war ausschlaggebend. Die Grünen definieren die bundesdeutsche Außenpolitik in dieser Situation an der Seite der USA und das ist gut so. Denn in dem Land, das 1945 durch die Amerikaner vom Nazi-Regime befreit wurde, kann es keinen unschuldigen Pazifismus geben. Wer vom „Krieg gegen Afghanistan“ redet, der lügt. In Afghanistan hat der militärische Einsatz der USA zur Befreiung geführt – wie 1945.

Mit einem Rostocker Appell für gewaltfreien zivilen Widerstand an die Adresse der Taliban hätten die Grünen sich lächerlich gemacht. Pazifismus ist keine Sache des Bauches. Pazifismus ist vernünftiges, abgrundtiefes Misstrauen gegen jeden, der militärische Einsätze „begrüßt“.

Bisher hat die Bundesregierung nicht gesagt, mit welchem Ziel deutsche Soldaten außerhalb von Afghanistan in den Krieg geschickt werden sollen. Dass die Bremer Grünen-Delegierten in dieser Lage ihr Vertrauen nicht „uneingeschränkt“ geben, sondern mit einer Prise jenes abgrundtiefen pazifistischen Misstrauens würzen, ist vernünftig.

Klaus Wolschner

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