: „Eiskalter Typ“
■ Prill-Prozess: Reporter soll Artikel als „Fehler“ bezeichnet haben
Seine Veröffentlichung soll er später selbst als Fehler bezeichnet haben. Thomas Hirschbiegel habe sich darüber geärgert, von Innenstaatssekretär Wolfgang Prill gegenüber Journalisten des Hamburger Abendblattes benachteiligt worden zu sein, ehe er im Januar das Gerücht in die Hamburger Morgenpost schrieb, ein einflussreicher Hamburger Politiker sei Stammgast im Bordell „Funny Club“ und dadurch erpressbar geworden. Das berichtete gestern der Polizeibeamte Wolfgang Z. als Zeuge vor Gericht. Mit ihm hatte sich Hirschbiegel kurz nach der Veröffentlichung über seinen Artikel unterhalten. Der Reporter ist vor dem Amtsgericht angeklagt, Prill verleumdet zu haben.
In jenem Gespräch habe Hirschbiegel geäußert, den „SPD-Parteifilz“ und die „Verquickung mit der Polizei“ nicht mehr ertragen zu können. Prill, über den er sich geärgert hatte, halte er für einen „eiskalten Typen, der über Leichen geht“ . Hirschbiegel habe gegenüber dem Zeugen gesagt, er werde „alles tun, um Prills Einsetzung als Innensenator zu verhindern“.
Zu jenem Gespräch zwischen dem Reporter und dem LKA-Beamten Wolfgang Z. war es auf Anraten der Polizeiführung gekommen. Hirschbiegel hatte sich mit der Bitte um ein Treffen an einen Kollegen des LKA-Mannes Wolfgang Z. gewandt. Der wurde als Begleitung mitgeschickt – weil man erfahren wollte, welches Wissen Hirschbiegel in dem Gespräch offenbart.
Der Reporter hatte sich an jenen Polizeikollegen nämlich gewandt, nachdem dieser strafversetzt worden war. Denn der frühere LKA-Beamte und Ermittler gegen die „organisierte Kriminalität“ war selber als Gast im „Funny-Club“ aufgeflogen. Elke Spanner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen