: Eintracht auf dem Petersberg
Nordallianz stimmt bei Afghanistan-Konferenz der Stationierung einer internationalen Friedenstruppe zu. Verhandlungen über die Besetzung der Übergangsregierung gehen weiter
KÖNIGSWINTER taz/ap ■ Die Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn steht womöglich vor dem Durchbruch. Die Delegationen tauschten gestern nicht nur Listen für Mitglieder einer Übergangsregierung und einen Übergangsrat aus, es bahnte sich auch eine Einigung in der schwierigen Frage der Stationierung einer internationalen Friedenstruppe an.
Junis Kanuni, der Leiter der Verhandlungsdelegation der Nordallianz, signalisierte ein Einlenken: „Jede Initiative, die zu Frieden und Sicherheit führt, wird von uns willkommen geheißen.“ Eine Friedenstruppe aus muslimischen Ländern sei keine Bedingung, allerdings müsste die Truppe dafür sorgen, dass Nachbarländer keine Destabilisierungsversuche unternähmen.
Zugleich betonte Kanuni, dass Präsident Burhanuddin Rabbani – das formale Oberhaupt der Nordallianz – sehr wohl zur Teilung der Macht bereit sei. Auf dem Petersberg gilt es als offenes Geheimnis, dass Rabbani in der Nordallianz längst nicht mehr den Ton angibt. Als neue Führer gelten Außenminister Abdullah Abdullah und Kanuni.
Weitgehende Übereinstimmung bestand gestern auch darüber, wie der Übergangsrat zur Verwaltung Afghanistans zusammengesetzt sein soll. Nach Angaben von UN-Sprecher Ahmad Fausi wird über die Besetzung des Gremiums aber noch verhandelt. Die Positionen lägen „ziemlich nah“ beieinander. Die Konferenz sei ein Erfolg, wenn dazu „in 24 bis 48 Stunden“ eine Einigung erzielt werde, sagte der UN-Sprecher gestern in Königswinter.
In dem geplanten Übergangsrat sollen 50 bis 60 Vertreter des Exilkönigs und der Nordallianz sitzen. Die so genannte Peschawar-Gruppe und die Zypern-Gruppe werden mit insgesamt 10 bis 20 Mitgliedern vertreten sein. Das mit Exekutivvollmachten ausgestattete Gremium soll statt der jetzt faktisch allein regierenden Nordallianz die politische Verantwortung im Land übernehmen und bis März eine Große Ratsversammlung (Loya Jirga) mit Vertretern aller Bevölkerungsgruppen einberufen.
brennpunkt SEITE 3
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen