piwik no script img

Intifada fordert bislang über 1.000 Tote

Human Rights Watch kritisiert Menschenrechtslage in den Palästinensergebieten. Israelische Armee tötet zwei Palästinenser. Islamischer Dschihad bekennt sich zu gestrigem Selbstmordanschlag auf Bus – drei Festnahmen

NEW YORK/TEL AVIV dpa/ap/taz ■ Die internationale Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) hat in einem Bericht die schlechte Behandlung Gefangener in den Palästinensergebieten kritisiert. Sie würden regelmäßig gefoltert und erhielten selten einen fairen Prozess. Seit September 2000 seien fünf Palästinenser in der Haft umgekommen.

Nach Informationen der Organisation befanden sich im September dieses Jahres etwa 450 Menschen ohne Anklage oder Gerichtsverfahren in den Palästinensergebieten in Haft. Palästinenserpräsident Jassir Arafat wird aufgefordert, mehrere Gesetze zum Schutze von Gefangenen und von Untersuchungshäftlingen zu ratifizieren, die ihm vom palästinensischen Parlament vorgelegt worden sind.

Die palästinensische Autonomiebehörde kritisierte den Bericht als „voreingenommen und einseitig“. Die Behörde sei nicht frei von Fehlern, räumte der palästinensische Justizminister Freih Abu Medein in Ramallah ein. Doch bemühe man sich, die Fehler zu korrigieren und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen.

US-Vermittler Anthony Zinni will unterdessen trotz der jüngsten Eskalation der Gewalt im Nahen Osten seine Bemühungen um eine Wiederbelebung des Friedensprozesses fortsetzen. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hatte wegen der Eskalation der Gewalt seine USA-Reise erneut verschieben wollen, flog dann aber doch.

Mit dem Tod zweier Palästinenser stieg die Zahl der Todesopfer seit Beginn des Palästinenseraufstands am Donnerstag auf über 1.000. Die israelische Armee eröffnete nach Augenzeugenberichten das Feuer auf zwei Männer, die versuchten, mit ihrem Auto eine Absperrung der Armee östlich von Nablus im Westjordanland zu durchbrechen. Dabei wurde einer von beiden getötet, der zweite schwer verletzt. Am Abend sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Bus im Norden Israels in die Luft und riss vier Israelis mit in den Tod. Ein Polizeisprecher sagte, dass außerdem sechs Personen verletzt wurden. Der Islamische Dschihad bekannte sich am Freitag zu dem Selbstmordanschlag. Darauf nahm die Armee am frühen Freitagmorgen im Westjordanland drei palästinensische Extremisten fest. Nach Palästinenserangaben wurden die drei Mitglieder der radikalen Organisation Islamischer Dschihad während eines vorübergehenden Einmarsches der Armee in die autonome Stadt Hebron in Gewahrsam genommen. DIS

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen