: Ich Tarzan, du Jane
■ Spracherziehung schon im Kindergarten
„Mit sechs Jahren haben viele Kinder eine vollkommen unverständliche Aussprache, einen unzureichenden Wortschatz und eine Grammatik auf dem Niveau von Zwei- bis Dreijährigen.“ Das beklagt der Bremer Kinderpsychologe Ulrich Holste.
Deshalb plädiert er für Spracherziehung schon im Kindergarten. In den Familien funktioniere die Weitergabe der Sprache von einer Generation zur nächsten immer weniger. Das Ergebnis sei „Tarzanisch“. Etwa: „Ich Tarzan, du Jane: Auf diesem Niveau bleibt es teilweise stecken“, meint Holste.
Das Problem sei kein therapeutisches, sondern ein pädagogisches, sagte er mit Hinweis auf den Schulleistungstest PISA, bei dem die deutschen Kids so kläglich abgeschnitten haben. Der Umgang mit Sprache müsse schon im Kindergarten so selbstverständlich wie Basteln oder Turnen sein, fordert Holste.
Nach seinen Angaben ist der kindliche Spracherwerb besonders in Familien gefährdet, in denen kaum noch miteinander geredet wird, weil die Eltern mit sich selbst und ihrem eigenen Überleben beschäftigt sind. Benachteiligt seien Kinder, die viel fernsehen oder mit dem Computer statt mit Gleichaltrigen spielen.
Probleme hätten auch überbehütete Kinder. Sie könnten viel zu wenig ausprobieren und deshalb oft keine eigenen Erfahrungen sammeln. Holste: „Ein kompetenter Umgang mit Sprache hat etwas damit zu tun, ob etwas ausprobiert werden kann. Wenn nicht ausreichend Anreize und Gelegenheiten vorhanden sind, bleibt die Sprache Kindern fremd.“ epd/taz
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