: Nächtliche Einigung
In der Präambel übernimmt PDS „Verantwortung“ für Menschenrechtsverletzungen, entschuldigt sich aber nicht
Die letzte Verhandlungsrunde von PDS und SPD ging gestern bis in die Nacht. Nachdem die Führungstrios beider Parteien schon am Morgen zu Verhandlungen im Roten Rathaus zusammenkamen, trafen sich die Verhandlungskomissionen erst am frühen Abend. Dieser wohl letzte Termin dauerte bei Redaktionsschluss noch an.
In der kleinen Runde einigte man sich zuerst auf den Text der Präambel des Koalitionsvertrages. Darin wird auf die Vergangenheit Berlins und der PDS in Zusammenhang mit der SED-Herrschaft Bezug genommen. Im Text „distanziert“ sich die PDS von „Menschenrechtsverletzungen“ in der DDR. Konkret wird die Zwangsvereinigung von SPD und KPD angesprochen, die Niederschlagung des Arbeiteraufstands von 1953 und der Mauerbau. Der Begriff „Entschuldigung“ taucht in der Präambel nicht auf.
Neben der mit Spannung erwarteten historischen Passage enthält die Präambel Absichtserklärung zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zur Finanzlage, zur Rolle der Hauptstadt und zur Länderfusion mit Brandenburg. Im Entwuf, der die Zustimmung der kleinen Verhandlungsrunde erhalten hatte, heißt es, „herausragende Aufgabe“ des neuen Senates sei es, „zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen und Investoren nach Berlin zu holen“. Ungewöhnlich ist ein Satz zum Verhältnis Berlins zur Bundesregierung. Der neue Senat verpflichtet sich ausdrücklich zur „bundesfreundlichem Verhalten“. Berlin habe als Hauptstadt eine besondere Funktion, sei ein Aushängeschild und eingebunden in die „westliche Wertegemeinschaft“. ROBIN ALEXANDER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen