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Blair frohlockt über Kriegserfolg

Britischer Premier: Al-Qaida-Terrornetzwerk in Afghanistan ist wirksam lahm gelegt. Neue US-Bombenangriffe im Osten Afghanistans. „Washington Post“: Die Organisation der Anschläge vom 11. September kostete 500.000 Dollar

ISLAMABAD / KABUL / WASHINGTON ap/afp/dpa ■ Die Erfolge im Krieg gegen das Taliban-Regime und Ussama Bin Ladens Netzwerk al-Qaida haben nach den Worten des britischen Premiers Tony Blair alle Erwartungen übertroffen. Der Sieg sei aber erst dann wirklich erreicht, wenn Bin Laden und Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar gefasst seien, sagte Blair gestern in Pakistan. „Wir haben das Al-Qaida-Terrornetzwerk in Afghanistan wirksam lahm gelegt“, sagte Blair vor der Presse in Islamabad. Trainingslager, „in denen Tausende Männer dazu ausgebildet wurden, Tod und Zerstörung über die Welt zu bringen“, seien unbrauchbar gemacht worden.

US-Kampfflugzeuge bombardierten am Montag in der Nähe der pakistanischen Grenze Ziele, die Al-Qaida-Kämpfern als Unterschlupf dienen könnten. Nach Berichten der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP brachten vier Hubschrauber in der Nacht zum Montag US-Soldaten nach Chost und Sauar. Dort durchkämmten sie zusammen mit örtlichen Stammeskämpfern die Region nach Taliban- und Al-Qaida-Einheiten. AIP berief sich dabei auf Berichte von Bewohnern der Region. Aus der Umgebung von Chost wurde heftiges Bombardement gemeldet. Die Stadt diente Bin Ladens Al-Qaida-Netzwerk einst als Ausbildungsstützpunkt. Unklar ist nach wie vor, ob sich Bin Laden noch in Afghanistan aufhält oder in ein Nachbarland entkommen ist. Der usbekische Geheimdienst gehe davon aus, dass er die Grenze nach Pakistan überschritten habe, sagte US-Senator John Edwards am Sonntag dem Fernsehsender Fox. Edwards bereist Afghanistan derzeit zusammen mit anderen Mitgliedern des US-Geheimdienstausschusses. Der Vorsitzende des Ausschusses, Senator Bob Graham, sagte dem Sender ABC, Bin Laden sei wahrscheinlich aus Afghanistan geflohen, obwohl sich in diesem Punkt niemand sicher sei.

Unterdessen brachen 114 französische Soldaten als Teil der UN-Friedenstruppe nach Afghanistan auf. Sie starteten Sonntagabend vom Luftwaffenstützpunkt Istres aus und sollen den Flughafen und andere Orte in Afghanistans Hauptstadt Kabul sichern, wie ein Militärsprecher mitteilte. Ein Vorauskommando 70 deutscher und 30 niederländischer Soldaten startet voraussichtlich heute vom Flughafen Köln/Bonn.

In den USA wiesen die Behörden nach Angaben der Washington Post inzwischen nach, wie ein Großteil der Gelder für die rund 500.000 Dollar teuren Anschläge vom 11. September in die Hände der Flugzeugentführer gelangte. Demnach habe der Zufluss von 325.000 Dollar aus mutmaßlichen Quellen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und einigen anderen Ländern durch Kreditkarten- und Geldautomatenquittungen sowie durch andere Transaktionsbelege nachgewiesen werden können. Der Restbetrag sei den Entführern wahrscheinlich bar übermittelt worden.

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