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Ein Herz für Otto Normalbauer

Die Grüne Woche beginnt: Agrarministerin Künast plant „Förderprogramm bäuerliche Landwirtschaft“ für Nicht-Ökobauern. Bauernverband kritisiert „ideologische Agrarwende“

BERLIN taz ■ Rechtzeitig zur Grünen Woche hat Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) ihr Herz für 97 Prozent der deutschen Landwirte entdeckt – und gleichzeitig ihren Kritikern teilweise den Wind aus den Segeln genommen. Gestern erklärte sie, ihr Ministerium werde ein „Förderprogramm bäuerliche Landwirtschaft“ auflegen. Damit solle „deutlicher gemacht werden, dass wir schon immer auch für die Mehrheit der Bauern sorgen, die nicht Ökolandbau betreiben“, hieß es aus dem Ministerium. Details seien aber noch nicht geklärt.

Gleichzeitig legte gestern die „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ (AbL) ein fertiges „Bundesaktionsprogramm bäuerliche Landwirtschaft“ vor. Die AbL hat sich im vergangenen Jahr wiederholt als inoffizieller Thinktank von Künasts Agrarpolitik betätigt. Das Konzept sieht vor, Agrarprodukte verstärkt regional zu vermarkten, Arbeitsplätze auf dem Land zu sichern, Tiere artgerecht zu halten, die Flächen umweltverträglich zu nutzen und den Bauern ein stabiles Einkommen zu sichern. Weniger Subventionen für Agrarexporte und der Schutz Europas etwa vor US-Hormonfleisch werden ebenfalls gefordert. Künast werde sich dieses Konzept „sehr genau ansehen“, hieß es aus ihrem Ministerium.

Künasts Ankündigung zielt auch auf die Kritik des Deutschen Bauernverbands (DBV), sie helfe nur den 3 Prozent Ökobauern. DBV-Präsident Gerd Sonnleitner hatte seinen Vorwurf wiederholt, Künast betreibe eine „rein ideologisch begründete Agrarwende“. Er monierte, die Bauern seien aus Unsicherheit zurückhaltend bei Investitionen. Auch Künasts Vorgänger Karl-Heinz Funke warf ihr vor, sie orientiere sich „nicht an ökonomischen Entwicklungen“, und die Agrarwende schwäche „eine ganze Branche im internationalen Wettbewerb“. BPO

brennpunkt SEITEN 4 und 5

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