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Hotel gesprengt

Spanische Regierung lässt Bauten abreißen, die zu nahe am Strand stehen. Umweltminister will die Zersiedlung an der Atlantikküste verringern

aus Madrid REINER WANDLER

Jaume Matas war anzusehen, dass er mit Spaß bei der Sache war. Der spanische Umweltminister drehte langsam den Schlüssel um, ein Riesenknall und das Gran Hotel „Atlanterra“ an Südspaniens Atlantikküste unweit von Tarifa stürzte in sich zusammen.

Die Fernsehkameras surrten. Der Werbeeffekt für Matas neue Politik zum Küstenschutz hätte besser nicht ausfallen können. Die Sprengung beendete einen 26 Jahre anhaltenden Rechtsstreit um das Gran Hotel, das nie in Betrieb genommen wurde. Jetzt kündigt Matas weitere Maßnahmen an. Er will erstmals versuchen, Ordnung in das Ergebnis der Bauwut der vergangenen drei Jahrzehnte zu bringen.

Bereits 2001 wurden in der gleichen Gegend ein Strandrestaurant und 44 illegal errichtete Wohnhäuser abgerissen. Dieses Jahr sollen die Bagger fortfahren. In Andalusien, Galicien und Valencia müssen mindestens zehn weitere Objekte weichen. Alle sind sie, wie das Gran Hotel auch, zu nahe am Wasser gebaut. Wenn das Gebäude vor 1988 errichtet wurde, müssen mindestens 20 Meter öffentlich zugänglicher Küstenstreifen gewahrt werden. Bei Gebäuden jüngeren Datums sind es 100 Meter. „Wir fangen an der Atlantikküste an, um zu verhindern, dass hier das Gleiche passiert wie an der Mittelmeerküste in den Sechzigerjahren“, erklärt ein Sprecher des Tourismusministeriums. „Hier sind weite Landstriche noch immer naturbelassen. Diese sollen geschützt werden.“

„Alles nur Propaganda“, erklärt dagegen der Vizedirektor der spanischen Greenpeace-Sektion Juan Lopez de Uralde. An Spaniens Küsten, an denen 58 Prozent der 41 Millionen Spanier leben und jährlich 40 Millionen Menschen ihren Urlaub verbringen, wird laut einer Studie der Umweltorganisation auch weiterhin wild gebaut. Alleine im südspanischen Andalusien sollen in den nächsten Jahren vier neue Bungalowsiedlungen und ein Jachthafen entstehen. Hinzu kommt die Erosion der Strände durch mangelnde Sedimentanschwemmung. Schuld daran ist die Aufstauung der Flüsse im Landesinneren zur Bewässerung immer größerer landwirtschaftlicher Flächen. „Die Zerstörung der Küsten nimmt ständig zu“, erklärt Lopez de Uralde.

Wenn die 105.000 Tonnen Schutt des Gran Hotels „Atlanterra“ weggeräumt sind, soll dort ein neuer Tourismuskomplex entstehen. Der spanische Hotelkonzern Sol Meliá hat das Gelände bereits gekauft.

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