piwik no script img

Weil sich öko nicht verkauft

Das Nachhaltigkeitszentrum „Ö“ soll anders vermarktet und benannt werden. Neues Center-Management installiert  ■ Von Gernot Knödler

Das geplante Ökozentrum in Ottensen soll anders vermarktet werden. „Es geht da keiner einkaufen, weil's Ökologie gibt“, sagt Peter Moll von der Kölner Firma Ecom, „sondern der Kundennutzen muss sehr viel konkreter werden.“ Ecom steht kurz davor, das Marketing und Management des Nachhaltigkeitszentrums zu übernehmen. Die aus dem Kreis der Initiatoren hervorgegangene Firma neuwerk consult, die das Zentrum bisher hatte vermarkten sollen, wird das Projekt nur noch beratend begleiten.

Ende Mai hatte Verbraucherschutz-Bundesministerin Renate Künast (Bündnis 90/ Die Grünen) an der Gaußstraße den Grundstein für Deutschlands größtes Ökozentrum gelegt. Auf rund 20.000 Quadratmeter Fläche sollen sich hier Einzelhändler, Dienstleister und Handwerker versammeln, die bereit sind, sich schriftlich dem Prinzip des nachhaltigen Wirtschaftens zu verpflichten. Biologische Baustoffe, eine ausgefuchstes Klima-Konzept und die Nähe zur Kundschaft sollen auch das Zentrum selbst öko machen.

Die Stadt unterstützt das Projekt mit 6,7 Millionen Mark Eigenkapital, die sie hofft zurückzubekommen, wenn es ein Erfolg wird. Für diesen hat die HaGG zu sorgen, eine städtische Gesellschaft zur Gewerbebauförderung, die als Bauherrin und Projektentwicklerin fungiert. Neuwerk consult sollte zusammen mit seiner Schwesterfirma „das Ö“ für den richtigen Branchenmix und die Vermarktung sorgen. Eben dies traut man Neuwerk bei der HaGG nicht mehr zu. Die HaGG habe sich jetzt „externen Sachverstand geholt“ in Gestalt von Ecom, sagt ihr stellvertretender Geschäftsführer Thomas Pohl. Moll zufolge ist der Vertrag zwischen der HaGG und Ecom unterschriftsreif.

Moll hält sich zugute, bereits das Grundgutachten für das Hamburger Projekt erarbeitet zu haben. Darauf aufbauend wolle Ecom jetzt mit Hochdruck ein Vermarktungskonzept erarbeiten. Die Herausforderung bestehe darin, rund 10.000 Kunden täglich in das Ökozentrum zu locken, um genügend Umsatz auf den geplanten 5600 Quadratmetern Einzelhandelsfläche erzielen zu können.

„In ein Nachhaltigkeitszentrum kommen keine 10.000 Leute am Tag“, fürchtet er. Gleichwohl will Moll an dem Konzept festhalten – nur der Name und das Bild in der Öffentlichkeit sollen sich ändern. So könnte das bisherige Ö etwa als Zentrum für ganzheitliche Gesundheit firmieren, was sich in einer etwas anderen Architektur spiegeln müsste als bei einem Schwerpunkt auf Bauen und Wohnen. Was das Zugpferd sein soll, will Ecom bis März festlegen. Dann soll auch ein neuer Name gefunden werden. Beim geplanten Eröffnungstermin im Oktober soll es Ecom und der HaGG zufolge bleiben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen