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Kampfpilotin nimmt Pentagon ins Visier

Die US-Luftwaffenpilotin Martha McSally verklagt ihren Arbeitgeber. Der Grund: Schleierzwang in Saudi-Arabien

BERLIN taz ■ Die US-amerikanische Kampfpilotin Martha McSally bezeichnet sich selbst als „gute Soldatin“. Sie ist eine der ersten sieben Frauen, die in den USA zur Luftwaffenpilotin ausgebildet wurde. Pflichtbewusst flog sie jahrelang Einsätze in Kuwait und kontrollierte die Flugverbotszone über dem Irak. Bis vor kurzem kommandierte die überzeugte Patriotin eine Kampfjeteinheit auf dem Prinz-Sultan-Stützpunkt in Saudi-Arabien. Doch genau dieser Einsatz führte dazu, dass McSally allen militärischen Gehorsam über Bord warf und ihren obersten Boss, den US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, verklagte.

Das Pentagon hat nämlich den 900 US-Soldatinnen, die in Saudi-Arabien stationiert sind, eine strikte Kleiderordnung vorgeschrieben. Sobald die Amerikanerinnen den US-Stützpunkt verlassen, müssen sie sich von Kopf bis Fuß in die Abaya, ein langes schwarzes Gewand, hüllen. Sie dürfen im Auto nur hinten sitzen und müssen auch sonst ihren männlichen Kollegen die Führung überlassen.

McSally findet diese Regeln „albern und erniedrigend“. Ständig musste sie sich die dummen Sprüche ihrer männlichen Kollegen anhören. „Frau, stell dich hinter mich, du bist jetzt mein Besitz“, witzelten ihre männlichen Untergebenen und brachten McSally damit zur Weißglut.

Bereits vor sieben Jahren beschwerte sich die 35-Jährige bei ihren Vorgesetzten über den saudischen Verschleierungszwang, der Frauen ihrer Meinung nach zu Menschen zweiter Klasse degradiert. Doch das Pentagon verteidigte die Kleiderordnung. Man sei um die Sicherheit der US-Soldatinnen besorgt, hieß es. „Wir wollen nicht, dass unsere Leute zu sehr auffallen“, erklärte Militärsprecher Matthew Klee.

Darüber kann McSally nur lachen. „Glauben die etwa, dass eine Amerikanerin mit Kopftuch und Abaya inmitten einer Gruppe blonder Männer mit Baseballkappen, Jeans und Turnschuhen nicht auffällt?“

Die US-Militärs stellten sich jedoch taub und verwiesen auf die islamischen Sitten des Gastlandes. Man wolle die religiösen Gefühle der Saudis nicht verletzen. Auch hier widersprach McSally: Die saudi-arabische Regierung lege Nichtmusliminnen keine Kleidervorschriften auf, und Ehefrauen von Soldaten oder US-Botschaftsmitarbeiterinnen müssten auch keine Abaya tragen.

Doch das Pentagon ignorierte sämtliche Beschwerden McSallys, und daher zog die Harvard-Absolventin nun in Washington vor Gericht. In der Anklageschrift argumentiert McSally, dass ihr in der Verfassung verankertes Recht auf geschlechtliche Gleichberechtigung verletzt würde. Die Kleiderregelung verstoße zudem gegen ihr Recht auf religiöse Freiheit, denn sie würde gezwungen, sich den Symbolen einer fremden Religion unterzuordnen. Auch die US-Frauenrechtsorganisation National Women’s Law Center findet, dass man nicht einerseits in Afghanistan für die Befreiung der Frauen von der Burka kämpfen und andererseits die eigenen Soldatinnen unter die Abaya zwingen könne.

US-Verteidigungsminister Rumsfeld kann sich auf einen langen Kampf einstellen. Bereits 1993 hatte McSally in Kuwait durchgesetzt, dass die US-Soldatinnen nicht weiter in langen Hosen zum Sporttraining antreten mussten, sondern wie ihre männlichen Kollegen Shorts tragen durften. KIRSTEN GRIESHABER

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