„Beliebtester Politiker“

Die Düsseldorfer Ministerin Bärbel Höhn verteidigt die Entscheidung, Joschka Fischer zum alleinigen Spitzenkandidaten auszurufen

taz: Auf der Grünen-Homepage heißt es zur Wahl: „Rache für Angie“. Das müssen Sie jetzt wohl ändern, wenn Sie selbst einen männlichen Spitzenkandidaten aufstellen?

Bärbel Höhn: Erstens heißt der Wahlkampfslogan nicht „Rache für Angie“. Und zweitens haben wir ein Team mit drei hervorragenden Frauen, das müssen die anderen Parteien erst mal schaffen – wenn ich mir zum Beispiel den Berliner Senat angucke.

Warum keine Doppelspitze?

Was auch immer die Grünen gemacht hätten, Fischer wäre der Spitzenkandidat gewesen. Und bei so einer polarisierenden Wahl ist es richtig und wichtig, einen Kandidaten zu haben.

Taugt Renate Künast nicht auch zum Politstar?

Wir haben mit Claudia Roth, Renate Künast und Kerstin Müller drei sehr gute Frauen.

Ist es daran gescheitert: Sie wussten nicht, welche es sein soll?

Nein. Fischer ist der bekannteste und beliebteste nicht nur grüne, sondern auch deutsche Politiker. Das ist so.

Glauben Sie, dass auch die weiblichen AnhängerInnen lieber Joschka Fischer wählen als eine Frau?

Von unseren Umfragen wissen wir, dass für unsere WählerInnen Personen weniger Bedeutung haben als unser Programm.

Nun stellt Joschka Fischer sich hin und will Politik für Frauen verkaufen. Die sollen Karriere machen können durch mehr Kinderbetreuung. Da könnten doch die Grünen mit gutem Beispiel vorangehen.

Wir wollen nicht nur junge Frauen, sondern auch junge Männer fördern. Menschen mit Kindern wollen wir helfen.

Dann wird Fischer demnächst mal in den Erziehungsurlaub gehen?

Warum nicht? Ich habe mir schon in den Siebzigerjahren mit meinem Mann Beruf und Erziehung geteilt.

Dann wären Sie ja eine gute Kandidatin. Ihre Wählerinnen werden Ihnen den Macho Fischer nicht übel nehmen?

Ich würde dem Macho Joschka Fischer übelnehmen, wenn er verkündete, er stehe an der Spitze der Frauenbewegung. Aber das wird er auch nicht tun.

Einige Landesverbände haben aber deutlich gemurrt: Sie wollen Fischer nicht plakatieren.

Wenn ich mich richtig erinnere, sind im letzten Wahlkampf am meisten Fischer-Plakate plakatiert worden. Außerdem kann jeder Kreisverband die Frauen aus diesem Team plakatieren, das ist gar kein Problem.

INTERVIEW: HEIDE OESTREICH