■ Moneta: Zum Nulltarif?
Die schönsten Momente im Leben sind doch die, wenn man etwas geschenkt bekommt. Noch dazu, wenn es um Geldanlagen geht. Denn schließlich ist die Finanz- und Versicherungsbranche für ihre Großzügigkeit nicht gerade verschrien. Immer häufiger hören wir aber in den letzten Monaten, bei der fiktiven Versicherungsgesellschaft Schenkdirwas AG gäbe es die Möglichkeit, Investmentfonds verschiedener Gesellschaften ohne Ausgabeaufschläge zu kaufen. Fein!
Fragen wir nun eine derart verzückte Anlegerin, wovon die Schenkdirwas AG wohl lebe, ernten wir verständlicherweise eher Achselzucken. Versicherer verkauft Fondsprodukte billiger als Fondsgesellschaft selbst?
Nichts gegen dichterische Freiheit. Im Gegenteil. Wenn sie aber dahingehend miss-braucht wird, echte Kosten zu verschleiern bzw. zu verschweigen, hört jede Toleranz und erst recht jeder Humor auf. Es ist egal, ob ich einen „Ausgabeaufschlag“ oder eine „Vermitt-lungsgebühr“ bezahle! Zumindest, wenn sie der Höhe nach gleich sind. Und wenn dazu Depotkosten von 70 Euro jährlich kommen, zahle ich als Verbraucherin drauf. Punkt.
Aber die Schenkdirwas AG bietet tatsächlich auch ein Depot ohne Einstiegsgebühr. Und nimmt zum Ausgleich nur die 70 Euro jährlich zzgl. 1,25 Prozent Verwaltungsgebühr. Das kann sich rechnen nach sieben Jahren. Wer aber vorher verkaufen will, zahlt auf den Verkaufserlös einen Abschlag von bis zu 6,5 Prozent. Die statistische Wahrscheinlichkeit, selbst nach fünfjähriger Haltedauer im Fonds schlechter dazustehen als bei anderen Anbietern, ist groß.
Auch Sparpläne sollen übrigens bei der Schenkdirwas AG recht günstig sein. Meine Recherche ergab: Vermittlungsgebühr pro Einzahlung 5,25 Prozent, Verwaltungsgebühr 1,25 Prozent, Depotgebühr 30 Euro pro Jahr, Vermittlungsgebühr einmalig 250 Euro. Echt geschenkt.
Susanne Kazemieh
Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Grindelallee 176, 20144 HH, Tel.: 4142 6667, Fax: 4607 3337 info@frauenfinanzgruppe.de www.frauenfinanzgruppe.de
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