Die 5.000 Knoten halten

Baustopp für die „Topographie des Terrors“ nach fast zwei Jahren beendet. Bauverwaltung gibt nach Gutachten grünes Licht für den Weiterbau der Gedenkstätte. Kostenplan kann eingehalten werden

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Für das NS-Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ bedeuteten Gutachten über die Baukosten, das Material und die Konstruktion immer ein schlechtes Omen. Nach ihrer Präsentation folgte nicht nur eine Verlängerung des seit Anfang 2000 verhängten Baustopps. Die errechneten Kostensteigerungen der dünnen Betonstelen-Fassade führten sogar dazu, dass sich das Land von der geplanten Gedenkstätte des Schweizer Architekten Peter Zumthor verabschieden wollte.

Mit der Vorlage des Prüfungsberichts der Technischen Universität Dresden zur „Machbarkeit und Kostenbegrenzung“ für die „Topographie des Terros“ ist alles anders. Das von der Senatsbauverwaltung in Auftrag gegebene Gutachten, das jetzt als Zusammenfassung vorliegt, gibt für den Bau auf dem Gelände gegenüber dem Preußischen Landtag grünes Licht. Damit ist der Baustopp aufgehoben.

Die „Topographie“ kann also im – wie zuletzt vorgegebenen – Kostenrahmen von ca. 38,86 Millionen Euro (76 Millionen Mark) realisiert werden. Die komplizierte Konstruktion der nur 26 Zentimener starken und zirka 18 Meter hohen Betonstelen lässt sich technisch und finanziell günstiger als geplant verwirklichen.

Dies bestätigte die Bauverwaltung am Mittwoch der taz. Nach Auskunft von Petra Reetz, Sprecherin von Bausenator Peter Strieder (SPD), „sagt der Prüfbericht, dass es mit den vorgegebenen Kosten geht“. Untersucht worden sei insbesondere die Statik für die Verbindung zwischen den Fassaden- und Deckenelementen bei dem 120 Meter langen Gebäude.

„Das Tragwerk hält“, so Reetz. Die Prüfer hätten im Test die von der Berliner Bauverwaltung und dem renommierten Ingenieurbüro Jörg Schlaich (Stuttgart) vorgeschlagene neue „Knotenverbindung“ als „gute Lösung“ bezeichnet. Damit sei klar, dass die Bauplanung für das Ausstellungs- und Dokumentationszentrum weitergehen könne. „Ende März, nach der Frostphase, kann wieder gebaut werden“, so Reetz.

Senator Strieder hatte im Oktober 2001 der TU Dresden den Prüfauftrag gegeben. Dabei sollte festgestellt werden, ob die von Schlaich entwickelte Konstruktion stabil ist. Schlaich hatte eine erheblich einfachere und billigere Lösung als die Zumthors entwickelt, um die von 24 auf fast 45 Millionen Euro gestiegenen Gesamtkosten zu senken. Von dem Ergebnis wollte die Bauverwaltung den Weiterbau abhängig machen – auch weil der Bund und der Hauptausschuss des Landes die Obergrenze der „Topographie“ auf 38 Millionen Euro festgeschrieben hatten.

Laut Konrad Zander, Abteilungsleiter in der Baubehörde, werden die horizontalen und vertikalen Verbindungen nun zusammengesteckt und die Stahlhalterungen mit Beton ausgegossen. „Damit halten alle rund 5.000 Knoten.“ So sei eine maximale Belastbarkeit möglich. Zumthor hatte die Verbindungen noch mit einem Kleber herstellen wollen, der fast doppelt so teuer gewesen wäre.

Das Gutachten war bereits zum Jahresende erwartet worden. Ihm voraus ging ein heftiger Streit zwischen Zumthor und dem Land. Der Architekt hatte Strieder vorgeworfen, mit dem festgelegten Kostenrahmen den Entwurf zerstören zu wollen. Mittlerweile haben sich Zumthor und Berlin geeinigt. Andreas Nachama, Geschäftsführer der Stiftung Topographie des Terrors, zeigte sich zuversichtlich, dass nun der Zumthor-Bau bis 2004 realisiert werden könnte.