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Avi Primor: Erschießung war keine Notwehr

Drei Jahre nach Kurdendemonstrationen distanziert sich der israelische Botschafter a. D. von den tödlichen Schüssen

BERLIN taz ■ Drei Jahre nach den tödlichen Schüssen am israelischen Generalkonsulat in Berlin hat sich der frühere Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor, von der offiziellen Erklärung seines Staates für das damalige Verhalten der Sicherheitsmänner des Konsulats distanziert: „Ich war damals vollkommen überzeugt, dass es Notwehr war, weil auch die Sicherheitsmänner davon überzeugt waren“, sagte er der taz. „Im Nachhinein weiß ich, dass es keine Notwehr war.“ Im Gegensatz zu heute habe er damals davon ausgehen müssen, dass ins Konsulat eindringende Kurdinnen und Kurden jemanden umbringen könnten oder Geiseln nehmen wollten. Erkenntnisse aus Prozessen gegen beteiligte Kurden, des Berliner Untersuchungsausschusses und aus weiteren Verhören der Sicherheitsbeamten in Israel hätten ihn aber zur Einsicht gebracht, dass die Kurden dies keineswegs vorgehabt hatten.

Am 17. Februar 1999 hatten Kurden nach der Verhaftung des PKK-Führers Abdullah Öcalan vor dem israelischen Generalkonsulat demonstriert und sich mit Polizisten geprügelt, die das Gebäude zu schützen versuchten. Einige Kurden waren auch ins Konsulat eingedrungen. Israelische Sicherheitsmänner eröffneten das Feuer. Vier Protestierende, eine Frau und drei Männer, wurden tödlich verletzt.

„Ich bin auch traurig, und es schmerzt mich, dass wir Israelis nach Jahrzehnten der Bedrohung, der Angst und der Unsicherheit, in der wir leben, so reagieren, wie die Sicherheitsmänner reagiert haben“, sagt Primor heute. „Es hat mich sehr nachdenklich gemacht, weil es mir gezeigt hat, was die Situation, in der wir leben, mit uns tut.“ In Israel sei „eine Mentalität wie die der Sicherheitsbeamten entstanden“, die auch die heutige Politik Israels gegenüber den Palästinensern erkläre: „Wir erwidern zwar nur die Gewalt, der wir ausgesetzt sind, aber unsere Reaktion in den palästinensischen Gebieten ist oft übertrieben.“

PHILIPP GESSLER

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