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Kontakte ausgesetzt

Palästinenser reagieren mit Abbruch der Beziehungen auf die israelische Blockade Arafats. Erneuter Anschlag im jüdischen Viertel von Jerusalem

RAMALLAH/JERUSALEM dpa/ ap ■ Zwei bewaffnete Palästinenser haben am Montag in einem jüdischen Viertel von Jerusalem auf wartende Menschen an einer Bushaltestelle gefeuert. Nach Angaben der Polizei wurden mindestens zehn Personen verletzt; fünf davon sollen sich im kritischen Zustand befinden. Die Palästinenser hatten schon zuvor alle Kontakte zu Israel wieder eingefroren. Mit dieser Entscheidung reagierten sie in der Nacht zum Montag auf die anhaltende Blockade des Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat in seinem Dienstsitz in Ramallah.

Gestern früh zog die israelische Armee ihre Panzer aus der Umgebung von Arafats Hauptquartier zurück. Sie bezogen neue Stellungen kurz hinter der Stadtgrenze. Arafats Berater Nabil Abu Rudeineh betonte, dieser Schritt sei nicht ausreichend. Israel müsse „aus allen Gebieten abrücken, in die es eingedrungen ist, die Blockade aufheben und die äußerst gefährlichen Militäraktionen beenden“.

Für neue Bewegung im blockierten Nahost-Friedensprozess könnte eine Initiative des saudischen Kronprinzen Abdullah sorgen, deren Details gestern bekannt wurden. Der Plan sieht unter anderem vor, dass sich Israel auf alle Positionen vor Beginn des Sechstagekrieges von 1967 zurückzieht. Im Gegenzug sollen die arabischen Länder Israel diplomatisch anerkennen und Sicherheitsgarantien abgegeben. Zudem soll der Handel mit Israel normalisiert werden.

Unterdessen haben israelische Soldaten zum zweiten Mal in 24 Stunden auf ein Auto geschossen. Es sollte eine schwangere Palästinenserin zur Entbindung in die Klinik nach Nablus bringen. Dabei wurde der 22-jährige Ehemann getötet und sein Vater schwer verletzt.

Am Sonntagabend hatten israelische Soldaten an einem Kontrollpunkt nördlich von Jerusalem den Wagen des palästinensischen Parlamentspräsidenten Ahmed Kurei beschossen – niemand wurde verletzt. Kurei gilt als möglicher Nachfolger von Palästinenserpräsident Arafat. Außenminister Schimon Peres drückte in einem Telefonat mit Arafat sein Bedauern über den Zwischenfall aus und kündigte eine Untersuchung an.

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