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Länder scheuen sich vor Pisa-Wahlkampf

Kultusminister entscheiden heute darüber, wann die Ergebnisse des Pisa-Deutschland-Tests veröffentlicht werden

BERLIN taz ■ Die Kultusminister der Länder sollen heute entscheiden, wann die neue PISA-Ergänzungsstudie mit einem Bundesländervergleich veröffentlicht wird. Schon gestern forderte die Industrie- und Handelskammer, die Ergebnisse schnellstens offen zu legen.

Die neue Studie, PISA-E, ist eine Ergänzung zur internationalen PISA-Studie, bei der Deutschland so schlecht abgeschnitten hatte. Rund 1.500 Schulen in ganz Deutschland haben die Tests, unter anderem zu Lesekompetenz, noch einmal durchgeführt. Damit können die Schulleistungen in den Bundesländern verglichen werden. Am 30. Juni sollen die Ergebnisse vorliegen.

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, forderte gestern: „PISA-E muss noch in diesem Halbjahr kommen. Die Bundesländer dürfen sich nicht scheuen, in einen nationalen Vergleich ihrer Schulen einzutreten“, sagte Braun. Außerdem könne man dann die Diskussion über Reformen des Schulsystems vernünftig führen.

Genau diese Diskussionen könnten der Knackpunkt für die Entscheidung der Kultusminister werden, ob die Studie vor dem Wahlkampf veröffentlicht wird. Der Bremer Bildungssenator Willi Lemke (SPD), der auch Vizepräsident der Kultusministerkonferenz ist, kündigte gestern an, er werde die Ganztagsbetreuung von Kindern und Schülern zu einem zentralen Wahlkampfthema machen.

Wenn sich das schlechte Abschneiden der Migrantenkinder auch im nationalen Vergleich wiederspiegelt, könnten auch hier wahlkampftaktisch Emotionen geschürt werden. Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) hatte ja bereits kundgetan, dass er die Zuwandererkinder für die schlechten PISA-Ergebnisse der Deutschen verantwortlich mache. Dass manche Wähler für solche Worte im Wahlkampf ein offenes Ohr haben, ist unbestritten. Eine Tatsache sollten Wahlkampfstrategen jedoch bedenken. Dr. Petra Stanat, Projektkoordinatorin der PISA-Studie in Deutschland, sagte am Dienstag auf einer Tagung: „Wenn wir schon Gruppen aussortieren wollen, die die Statistik runterziehen, dann nicht die Migrantenkinder, sondern eine andere Gruppe: die Jungen.“ NICOLE JANZ

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