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Israel setzt Luftangriffe fort

Innerhalb der israelischen Regierung gibt es Streit über die Isolierung Arafats. Die Arbeitspartei verschiebt Entscheidung über einen Austritt aus der Koalition

JERUSALEM taz ■ Die intensivierten israelischen Militäraktionen haben gestern erneut acht Todesopfer und zahlreiche Verletzte auf palästinensischer Seite gefordert. Kampfhubschrauber und F-16-Maschinen flogen Angriffe auf alle palästinensischen Städte. Infanterie- und Panzereinheiten waren parallel dazu im Raum Djenin aktiv. Die Armee verhängte neue Blockaden und nahm Verhaftungen vor.

Bereits in der Nacht waren zwei Soldaten bei Feuergefechten im Gaza-Streifen ums Leben gekommen. Offenbar starb einer der beiden durch die versehentlich abgegebene Kugel eines Kameraden. Die Operationen im Gaza-Streifen folgten dem Raketenbeschuss auf die israelische Stadt Sderot in der Nacht.

Das israelische Sicherheitskabinett hatte am Vorabend über die Fortsetzung des verschärften militärischen Drucks vor allem im Raum Ramallah entschieden. Im Verlauf der Beratungen hatte sich Premierminister Ariel Scharon dafür stark gemacht, die Bewegungsfreiheit von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in der Stadt Ramallah erneut zu beschränken. Mit diesem Vorschlag stieß Scharon indes auf den Widerstand der Minister der Arbeitspartei, allen voran Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliesar, der von einem „verstärkten persönlichen Druck“ auf Arafat dringend abriet.

Neue Anstrengungen, um die Region zu beruhigen, versprachen gestern US-Präsident Georg W. Bush und der ägyptische Präsident Husni Mubarak, die in Washington zusammentrafen. Mubarak appellierte vor allem an die palästinensische Seite, „Maximalanstrengungen“ für ein Ende der Gewalt zu unternehmen. Beide Seiten lobten die saudi-arabische Friedensinitiative, der Agenturberichten zufolge, inzwischen auch Syrien zugestimmt hat. Ende des Monats werden die 22 Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga über die Initiative beraten, die einen Rückzug Israels aus den Palästinensergebieten im Gegenzug für diplomatische Beziehungen mit den arabischen Staaten vorsieht.

Unterdessen wächst der Druck innerhalb der Arbeitspartei, die Regierung zu verlassen. Eine für heute angesetzte Fraktionssitzung, in deren Verlauf über einen möglichen Austritt entschieden werden sollte, wurde bis nächste Woche verschoben. Gegner eines Koalitionsbruchs ist unverändert der Parteivorsitzende Ben-Eliesar. Der Verteidigungsminister drängt darauf, mit dem Austritt noch mindestens bis zum Sommer zu warten. SUSANNE KNAUL

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