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Israel besetzt Ramallah

Neue Eskalation in Nahost: Bei der bislang größten Militäraktion Israels in den palästinensischen Autonomiegebieten werden dutzende Menschen getötet. Blutiger Anschlag auf Bus in Galiläa

JERUSALEM/RAMALLAH afp/dpa/taz Bei der größten Militäraktion seit dem Libanonkrieg 1982 hat die israelische Armee gestern große Teile der palästinensischen Stadt Ramallah im Westjordanland und das Flüchtlingslager Dschabalia im Gaza-Streifen besetzt. Während der seit Tagen andauernden Großoffensive wurden allein am Dienstag mindestens 32 Palästinenser getötet. Die meisten Toten gab es in Dschabalia, wo Soldaten in der Nacht 18 Bewohner erschossen. Bei einem Überfall auf einen israelischen Bus kamen nahe der libanesischen Grenze mindestens sieben Israelis und zwei Angreifer ums Leben.

In einer Erklärung forderte die palästinensische Führung den UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung auf. Die Angriffe auf das Flüchtlingslager von Dschabalia wurden als „Blutbad und Massaker“ bezeichnet. UN-Generalsekretär Kofi Annan rief sofort den Sicherheitsrat ein. Zuvor forderte er beide Seiten auf, die Angriffe auf Zivilisten sofort zu beenden. Den Palästinensern sagte er: „Ihr habt das unveräußerliche Recht auf einen lebensfähigen Staat in international anerkannten Grenzen, aber ihr müsst alle Terrorakte und Selbstmordanschläge einstellen.“ An die Israelis gewandt, erklärte er: „Ihr habt das Recht auf ein Leben in Frieden und Sicherheit innerhalb international anerkannter Grenzen, aber ihr müsst die Besetzung beenden.“

Bei der Besetzung Ramallahs wurden in den Morgenstunden mindestens sechs Palästinenser getötet. Soldaten zogen von Haus zu Haus und suchten nach Waffen und mutmaßlichen Terroristen. Panzer standen auch im Zentrum von al-Bireh, der Schwesterstadt Ramallahs. Über die meisten Stadtteile wurde eine Ausgangssperre verhängt. Wer gegen den Befehl verstoße, werde erschossen, wurde die Bevölkerung über Lautsprecher gewarnt. Laut Augenzeugen ist auch das christliche Beit Dschalla bei Bethlehem besetzt und steht unter Ausgangssperre.

Bei der Besetzung Dschabalias waren in der Nacht zum Dienstag mindestens 18 Palästinenser getötet worden. Nach Angaben palästinensischer Ärzte wurden in zwei Krankenhäusern mindestens 75 Menschen verletzt. Die meisten Opfer seien Angehörige palästinensischer Sicherheitsdienste. Die Panzer wurden am frühen Morgen zurückgezogen, stünden jedoch weiter vor dem Lager. Dschabalia ist mit 200.000 Bewohnern das größte Flüchtlingslager im Gaza-Streifen. Vier Palästinenser wurden getötet, nachdem sie Granaten auf die Siedlung Nezarim im Gaza-Streifen abgefeuert hatten.

Bei einem Anschlag in Galiläa in Nordisrael wurden gestern mindestens neun Menschen getötet. Nach israelischen Berichten eröffneten Unbekannte aus einer Bananenplantage heraus das Feuer auf israelische Fahrzeuge auf einer Hauptstraße nahe Mazuba im westlichen Galiläa. Dabei seien mindestens sieben Israelis getötet worden. Bei der darauf folgenden Schießerei töteten Sicherheitskräfte mindestens zwei Attentäter. SK

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