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Tauziehen um Arafat

Die Teilnahme des Palästinenserpräsidenten am arabischen Gipfel ist weiter offen. Die Gespräche über eine Waffenruhe werden fortgesetzt

JERUSALEM/WASHINGTON dpa ■ Das erbitterte Tauziehen um die Teilnahme von Palästinenserpräsident Jassir Arafat am arabischen Gipfel in Beirut nimmt kein Ende. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon sagte gestern während der wöchentlichen Kabinettssitzung, Arafat werde „Ramallah nicht verlassen, solange er nicht gegen den Terror vorgeht“.

Vermutlich palästinensische Extremisten hatten zuvor bei einem Überfall auf einen Siedlerbus nördlich von Ramallah im Westjordanland eine 23-jährige Frau getötet. Bei nachfolgenden Suchaktionen erschossen israelische Soldaten einen palästinensischen Polizisten. Auf den Golanhöhen töteten israelische Soldaten vier bewaffnete Männer, die von Jordanien aus nach Israel eingedrungen waren. Am Karni-Übergang zwischen dem Gaza-Streifen und Israel erschossen Soldaten einen unbewaffneten Palästinenser, der ihnen nach Armeeangaben verdächtig vorkam.

Der palästinensische Minister für internationale Zusammenarbeit, Nabil Schaath, sagte dem palästinensischen Rundfunk, Arafat werde „erst in letzter Minute“ über eine Teilnahme an dem für Mittwoch angesetzten Arabischen Gipfel entscheiden. Er betonte, Arafat wolle nur dann reisen, wenn seine ungehinderte Rückkehr in die Palästinensergebiete gesichert sei.

Er betonte, die Arabische Liga werde mit großer Wahrscheinlichkeit die neue saudische Friedensinitiative billigen. Die Initiative, die eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und der arabischen Welt im Gegenzug für einen israelischen Rückzug auf die Grenzen vor 1967 vorsieht, sei im palästinensischen Interesse.

Der palästinensische Informationsminister Jassir Abed Rabbo bezeichnete einen Vorschlag Scharons, selbst an dem Gipfel teilzunehmen, um die israelische Sicht der Dinge darzustellen, als einen „schlechten Witz“.

Die Geheimdienstchefs Israels und Palästinenser wollten am Abend unter Vermittlung Anthony Zinnis ihre Verhandlungen über eine Waffenruhe fortsetzen. Die Gespräche waren am Freitag ohne Annäherung der Konfliktparteien vertagt worden.

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