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Aldi rules Keiner braucht den Bite-Protz

Die Paletten sind wie leergefegt. „Aber erst seit dem Mittag“ sagt die Kassiererin bei Aldi in der Neustadt über's Warenband hinweg. „Morgens um halb sieben standen die Leute vor der Tür schon Schlange – aber nicht so viele wie sonst“, berichtet sie. „War ja auch kalt heut' früh, nicht wahr“, nickt eine ältere Dame und schiebt drei Dosen Hundefutter zur Kasse. Nachmittägliche Ruhe nach der gestrigen Rechner-Attacke.

Ein kläglicher Haufen Computer-Reste dümpelt noch in der Ecke: vier Monitore, sechs Scanner, drei Paar Lautsprecher. Kein „Medion Titanium MD 3001 Multimedia-PC“ mehr, wie die groß beworbene Rechenmaschine bei Aldi hieß. „Rufen Sie doch mal bei der Zentrale an“, rät eine Verkäuferin, während sie Marmelade ins Regal stapelt. Einen Anruf später steht fest: „Rückmeldung von den etwa 25 Bremer Aldi-Filialen kriegen wir erst in zwei Tagen. Wieviele PCs es noch gibt weiß ich nicht.“ Nun gut, so stand es ja auch geschrieben: „Sollten diese Artikel trotz sorgfältig geplanter Angebotsmengen allzu schnell ausverkauft sein ...“, trotzdem haben wir ein paar Fragen. Denn 1.199 Euro für den neuen Aldi-Rechner liegen deutlich oberhalb der Schnäppchengrenze. Zumal das Gerät bis auf Tastatur und Maus nackt, ohne Bildschirm-Drucker-Pipapo am Morgen auf Kundschaft wartete. Was also kann die Aldi-Maschine, und vor allem: Stimmt der Preis?

Geduldig tackert Frank Kirchhoff vom Bremer PC-Fachhändler Nexevo am anderen Ende der Leitung die Hardware-Komponenten in seinen Rechner: Netzteil, Gehäuse, Festplatte, Prozessor, Arbeitsspeicher, Grafickarte. Die Liste ist lang, sein Preis am Ende höher. Wollte man ein vergleichbares Gerät in seinem Laden kaufen, müsste man laut Kirchhoff 1.697 Euro zahlen. Aber: „Ein bisschen Feilschen ist noch drin.“

Auch beim Online-Händler K&M Elektronik werfen wir die einzelnen Teile in den Warenkorb. Die Summe unterm Strich beläuft sich auf 1.413 Euro, 200 bis 500 Euro mehr also. Doch wie sieht's mit der Leistung des Aldi-PCs aus? Wieder fragen wir Kirchhoff: „Kein Kunde, der ein bisschen Word benutzt, braucht einen zwei Gigahertz Prozessor. Die gesamte Leistung schafft der Intel 4 sowieso nur bei DOS-Anwendungen“, meint der Computer-Fritze. „Und für so eine leistungsstarke Grafikkarte müssen die Spiele erst geschrieben werden.“ Seine Gesamtwertung: „Die Kiste ist was wert“. Dann schränkt er ein: „Falls man nicht großartig nachrüsten will.“ Das nämlich habe in der Vergangenheit zu Problemen mit Aldi-PCs geführt. Wer jetzt überzeugt ist und den gestrigen Verkaufstag im Norden verpasst hat, kann sich auf die Socken nach Heidelberg machen. Aldi-Süd startet heute den Verkauf. Daniel Satra

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