Auf Schleichwegen gegen die Bahn

Wie in alten Tagen. Die Berliner Überlandbus-Branche sieht sich als immer stärkere Konkurrentin der Schiene

Ansteigende Fahrgastzahlen und ein wachsender Umsatz – das ist die neueste Bilanz der Berlin Linien Bus GmbH: Innerhalb von zwei Jahren konnte das Busunternehmen beides um etwa ein Viertel steigern. Und dies, während ihre große Konkurrentin, die Deutsche Bahn, immer weitere Umsatzeinbußen beklagt.

„Gegenüber der Bahn haben wir einen Preisvorteil“, ist die einfache Begründung von Claus Wentzel, Geschäftsstellenleiter des Busunternehmens. Für Jugendliche und Senioren bietet die Firma darüber hinaus noch Rabatte an. Auch ein Problem mit den Staus auf den Autobahnen zu den europaweit über 350 Zielorten scheint es für Claus Wentzel nicht zu geben: „Unsere Fahrer fahren die Strecken so oft, dass sie viele Schleichwege kennen.“ Natürlich könne es immer passieren, dass die Fahrt durch einen Stau verlängert wird, doch das sei nur zu Zeiten wie vor den Weihnachtsfeiertagen der Fall gewesen, „als jeder stand“.

Schneller als die Bahn sind die Busse in der Regel dennoch nicht. Auf der Strecke Berlin-Hamburg beispielsweise ist man mit der Bahn bis zu eine Stunde schneller als mit den Bussen. Fährt man noch weiter entfernte Ziele mit dem Bus an, kann es noch länger dauern, weil der Bus „elend lange braucht“, um in jeder Stadt den Busbahnhof zu erreichen, urteilt ein Fahrgast.

Das war nach Kriegsende noch eine Nebensache. Damals war der Busverkehr fast die einzige Reisemöglichkeit zwischen Berlin und den Westzonen. 1969 schlossen sich alle Verkehrsunternehmen, die Omnibuslinien von und nach Berlin betrieben, unter dem Dach der Berlin Linien Bus GmbH zusammen. Im vergangenen Jahr befördeten die 150 Reisebusse knapp 650.000 Fahrgäste.

„Natürlich sehen wir die Berlin Linien Bus GmbH als Konkurrenz an“, sagt der Pressesprecher der Bahn in Berlin, Burkhard Ahlert. Wirklich Sorge scheint er jedoch nicht zu haben, Ahlert sieht die Vorteile nämlich klar bei der Bahn: Im ICE könne man das Video- und Musikangebot sowie den Speisewagen nutzen. Außerdem sei die Bahn auch nicht viel teurer. Man denke beispielsweise an die Bahncard oder das „surf and rail“-Angebot im Internet.

Ein Vergleich der beiden Fahrpläne zeigt darüber hinaus, dass Buspassagiere nur vormittags von Berlin abfahren können, nachmittags verlassen nur selten Busse die Hauptstadt. Allerdings fahren sie dann auch direkt ins Fichtelgebirge, den Bayerischen Wald oder an die Ostsee, wo man mit der Bahn nicht immer ohne Umsteigen hinkommt. ALIKI NASSOUFIS