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FRAKTIONSCHEF MERZ HAT DEN GLEICHHEITSGRUNDSATZ NICHT BEGRIFFENPflichtjahr zur Erziehung

Die Union bemüht sich mal wieder intensiv um die Stimmen der Frauen in diesem Wahlkampf. Hat sie zunächst ihrer Parteivorsitzenden den anstrengenden Posten der Spitzenkandidatin erspart, so geht Fraktionschef Merz nun auf eine Forderung ein, die junge Frauen mit zunehmender Lautstärke formulieren: eine Dienstpflicht für Frauen. Nichts macht das deutsche Mädel lieber, als endlich wieder das Pflichtjahr zu absolvieren, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fahrlässig abgeschafft wurde. Birma heißt der Vorreiter, der die Zeichen der Zeit als einziges Land der Welt erkannt hat und eine allgemeine Dienstpflicht hat. Alle anderen halten sich an lächerliche internationale Abkommen, die Zwangsdienste verbieten.

Genug gescherzt, es geht um ein ernstes Thema. Die Frauen wollen gleich sein, so Merz, dann sollen sie auch die gleichen Pflichten tragen. Dass Frauen das vehement forderten, wie er behauptet, ist bisher zwar noch nicht zu vernehmen gewesen. Aber formal gesehen könnte etwas dran sein. Das kleine Problem: Die meisten Frauen in Deutschland bekommen Kinder. Sobald sie sich dazu entschlossen haben, so zeigt die Statistik, sind sie größtenteils beruflich erheblich benachteiligt. Sie sind es, die den Erziehungsurlaub nehmen, die später Teilzeit arbeiten und sich deshalb nur eine schmale Rente erwirtschaften. Sie dann auch noch mit einer Dienstpflicht zu beladen, ist eindeutig zu viel der Pflicht an der Gesellschaft. Selbst schuld, könnte man da sagen. Wer verpflichtet Frauen zum Erziehen? Niemand. Sie könnten mit ihrem Partner aushandeln, wer sich um die Kinder kümmert.

Das aber scheint so schwierig zu sein, dass viele junge Frauen eine zweite Alternative vorziehen: Sie bekommen keine Kinder. Es sind übrigens gar nicht immer die Männer, die bocken. Es gibt genug Arbeitgeber, die ihnen sanft zu verstehen geben, dass sie mit einem Teilzeitwunsch automatisch den weiteren Karriereverzicht erklären. Ohne eine staatliche Verpflichtung zum Kindererziehen für alle Männer, plus Kinderkrippen für alle, versteht sich, wird sich daran so schnell nichts ändern. Wer das merkwürdig findet, der sollte vielleicht doch internationale Konventionen achten und auf Zwangsdienste verzichten. HEIDE OESTREICH

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