: Attentate ohne Ende
In Jerusalem hat erneut ein Selbstmordattentäter eine Bombe gezündet. US-Außenminister Powell verhandelt in Jerusalem. Am Wochenende Demonstrationen in ganz Deutschland
JERUSALEM dpa/afp/taz ■ Ein neuer blutiger Anschlag mit mindestens sechs Toten hat am Freitag die Gespräche von US-Außenminister Colin Powell mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon überschattet. Eine palästinensische Attentäterin aus Dschenin sprengte sich an einer Bushaltestelle in Jerusalem in die Luft. Dabei wurden nach Meldungen von Radio Israel auch rund 90 Passanten verletzt. Die Al-Aksa-Brigaden von Jassir Arafats Fatah-Bewegung bekannten sich in Beirut zu dem Anschlag.
Powell hatte kurz vor dem Attentat mit dem israelischen Regierungschef Ariel Scharon über Auswege aus der dramatischen Lage verhandelt. „Die Parteien müssen reden, sie müssen Verhandlungen beginnen“, sagte der US-Außenminister nach dem Treffen. „Ich schätze Ihre Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus“, sagte Powell. Israel müsse sich jedoch über die langfristigen Konsequenzen der jetzigen Militäraktion in den Palästinensergebieten im Klaren sein. Die Offensive ging trotz aller Proteste weiter.
Währenddessen hat die israelische Armee gestern die von ihr angegebene Zahl der Toten bei den Kämpfen im Flüchtlingslager Dschenin korrigiert und mitgeteilt, in die genannten „hunderte“ seien auch Verletzte eingeschlossen. Die Angaben zu Dschenin bezögen sich auf die Zahl der Opfer, der „Getöteten und Verletzten“, hieß es in einer Stellungnahme. „Es gibt keine konkrete Zahl der Getöteten.“ Die palästinensische Autonomiebehörde rief die UN auf, eine Beobachtermission ins Westjordanland zu entsenden.
Für den heutigen Samstag ruft das Solidaritätsbündnis für Palästina unter der Führung der Deutsch-Arabischen Gesellschaft zu Demonstrationen „gegen den anhaltenden israelischen Krieg gegen das palästinensische Volk“ auf. Protestiert wird in Berlin, München, Heidelberg, Düsseldorf und Frankfurt am Main. Das Berliner Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus wirft der Palästina-Solidarität Einseitigkeit in der Bewertung des Konfliktes vor. Diese stehe „exemplarisch für den wachsenden antizionistischen Konsens in Deutschland“, heißt es im Aufruf zur Gegendemonstration, die am Sonntag in Berlin stattfinden soll.
Im taz-Streitgespräch wirft Anetta Kahane, Mitglied der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde, den deutschen Medien eine israelfeindliche Berichterstattung vor, die den Antisemitismus befördere. Der deutsch-libanesische Islamwissenschaftler Ralph Ghadban wehrt sich in dem Gespräch gegen die Gleichsetzung von Antisemitismus und Antizionismus. „Zionismus ist eine Form des Rassismus“, so Ghadban.
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