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London: Neue deutsche Töne

von RALF SOTSCHECK

Joschka Fischers Friedensplan für den Nahen Osten? In Großbritannien hat man davon kaum Notiz genommen. Die Londoner Regierung ist auf die USA fixiert, in der Außenpolitik schielt man mit beiden Augen nach Washington, irgendwelche Töne aus den anderen großen EU-Ländern gelten so als störend.

 Das britische Außenministerium bezeichnete die Fischer-Initiative zwar gönnerhaft als „willkommenen Beitrag“, fügte aber hinzu: Wichtiger sei zurzeit die Unterstützung für Colin Powells Bemühungen, einen sofortigen Waffenstillstand zu erreichen.

Auch die britischen Zeitungen berichten höchstens in Nebensätzen über den Fischer-Plan. Für sie ist er irrelevant, weil er nicht auf die „Realität eines dringend benötigten Waffenstillstandes“ eingehe, wie etwa der Independent schreibt. „Deutschland, traditionell einer der wichtigsten israelischen Verbündeten, ist ungewöhnlich hartnäckig bei der Durchsetzung des eigenen Friedensplans“, bemerkt das Blatt.

 Am ausführlichsten beschäftigt sich die Times mit der deutschen Nahostpolitik. Das Flaggschiff aus dem Imperium Rupert Murdochs wundert sich, dass die Deutschen – nachdem sie „ein halbes Jahrhundert ihr Verhältnis zu Israel neu aufgebaut haben“ – Soldaten entsenden wollen, die „auf Juden schießen könnten“. Die neue Schärfe im Ton gegenüber Israel sei unmissverständlich.

 In Fischers Friedensplan kann die Times nichts Neues entdecken. Er unterscheide sich kaum von den Vorschlägen aus Washington. Interessant sei daran nur, dass er von einem deutschen Außenminister vorgelegt wurde, der als Student an antizionistischen Aktionen teilgenommen habe. Manche Israelis glauben deshalb, so die Times, dass Fischers Generation eine neue Form des deutschen Antisemitismus gesät habe.

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