Schill schrumpft schon

Der große Vorsitzende konzentriert sich nach der Wahlschlappe jetzt auf Hamburg und ein paar ausgewählte Bundesländer  ■ Von Peter Ahrens

Ronald Schill hat eine schlechte Nachricht zu verkünden: „Die Verantwortung für das Bundesland ist mir so wichtig, dass ich mein Amt in Hamburg verstärkt wahrnehmen werde“, eröffnet er der Presse und liefert somit gleich die Begründung dafür, dass er „persönlich nicht für einen Bundestagswahlkampf zur Verfügung“ stehe. Die Schill-Partei verzichtet auf die Bundestagswahl und konzentriert sich auf ihr Stammland Hamburg. Nach der Wahlniederlage in Sachsen-Anhalt beginnt für die Schill-Leute die Zeit der kleinen Brötchen.

Was der Parteigründer und Bundesvorsitzende selbst natürlich nicht so sieht. Sachsen-Anhalt sei ein Erfolg gewesen, man habe ja nur zwölf Wochen Zeit gehabt, „um ein Ergebnis zu erzielen, für das die Grünen zwölf Jahre gebraucht haben“. Nun werde man die „Partei langsam wachsen lassen“, gibt auch Schills Mäzen und Landesvasall in Sachsen-Anhalt, Klinikunternehmer Ulrich Marseille, als neue Parole aus: „Wir brauchen einfach mehr Zeit, uns zu positionieren.“

„Wir wollen keine Eintagsfliege sein“, postuliert Schill, und darüber sei sich der gesamte Bundesvorstand, dem neben Schill noch die Einflussträger Mario Mettbach, Norbert Frühauf und Dirk Nockemann angehören, einig. Und weil man das nicht wolle, suche man nach wie vor nicht sein Heil in der politischen Mitte wie all die anderen Parteien. Eine Kurskorrektur werde es nicht geben.

Wobei Schill sich selbst nicht sicher ist, wo er seine Partei nun einordnen will: Zur Mitte gehört sie nicht, aber „wir sind auch keine rechte Partei“, sagt er und verbittet sich jeden Vergleich mit Frankreichs Le Pen. Um im selben Moment nachzuschieben, dass er großes Verständnis für dessen Wahlerfolg habe.

Man werde sich nun auf die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen konzentrieren, an denen die Partei in jedem Fall teilnehmen wolle, kündigt Schill einen neuen Zeit- und Strategieplan an. Den der Parteitag am 11. Mai erst noch absegnen muss, doch darin sieht der Vorsitzende kein Problem. Was er bestimmt, ist bislang in dieser Partei immer auch so passiert.

Nach dem Scheitern im Osten scheinen die Finanzen der Partei nicht mehr die besten zu sein. Schatzmeister Frühauf stellt zwar fest, dass „die erwarteten Einnahmen die Ausgaben decken“, räumt aber ein, dass Spenden und Mitgliedsbeiträge „noch gering“ seien. Ein Marseille allein reicht nicht, um „den Materialschlachten einer Bundestagswahl gewachsen zu sein“.

Derselbige hat keine Ambitionen, in Hamburg nun das Amt des Gesundheitssenators anzustreben. „Dieser Posten ist bereits mit Herrn Rehaag exzellent besetzt, der Mann hat sich hervorragend eingearbeitet“, sagt Marseille und beweist damit immerhin Humor.

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