: Prüfen gegen McOsterdeich
■ Bürgerinitiative und Sportvereine vereint gegen McDrive am Weserstadion: Der Beirat rudert zurück. Kippt die Frittenbude jetzt mangels der nötigen Straßen?
Die Front gegen den geplanten McDrive am Weserstadion wächst: Nach Anwohnerprotesten steht inzwischen auch der Beirat Östliche Vorstand den Plänen kritisch gegenüber. Er werde nur dann zustimmen, „wenn diese sich in den beschriebenen Grenzen des Vorhabens- und Erschließungsplanes bewegen“, beschlossen die Stadtteilparlamentarier auf ihrer Sitzung am Dienstagabend. Im Klartext: keine weiteren Straßen. „Wir erwarten, dass der Beirat das Vorhaben im Juni endgültig ablehnt“, sagt Anne Wolff von der Anwohnerinitiative „Kein ,Drive In' am Osterdeich“.
Noch im März hatte das Stadtteil-Parlament die Pläne zum Bau des Drive-Ins lediglich zur Kenntnis genommen – von Ablehnung keine Spur. „Ein bisschen blauäugig war das vielleicht“, urteilt die Grüne Ute Treptow heute darüber. Denn kaum hatte das Schlagwort vom „Drive-In“ die Runde gemacht, sammelte eine fix gegründete Anwohnerinitiative innerhalb von zwei Wochen über 2.100 Unterschriften. Per Bürgerantrag zwangen sie den Beirat, sich ihren Forderungen zu stellen. „Die haben da alle Fäden gezogen“, sagt Beiratssprecher Ulrich Römhild (SPD) und zieht den Hut vor so viel Engagement.
Dienstagabend dann drängten sich über 200 ZuschauerInnen im Saal, die letzten mussten sogar auf dem Gang stehen. Wortgewaltig bezogen die aufgebrachten AnwohnerInnen gegen den Fast-Food-Schalter Stellung, Befürworter, wie etwa der CDUler Michael Glintenkamp, fühlten sich am Ende „zusammengeschrien“. Ortsamtsleiter Robert Bücking (SPD): „Das war eine beeindruckende Performance.“ Selbst Beiratsmitglieder, die noch im März keine Probleme mit einem Drive-In gehabt hatten, stellten sich nun auf Seiten der AnwohnerInnen. Nur: Einfach ablehnen, wie es die Initiative in ihrem Antrag gefordert hatte, konnten die Stadtteil-Parlamentarier das Vorhaben nicht mehr. Schließlich hatten sie die Pläne vor genau sechs Wochen noch widerspruchslos „zur Kenntnis genommen“. „Da hätte man sich ja selbst ad absurdum geführt“, gesteht Römhild.
Nun soll zunächst geprüft werden: Kann das zusätzliche Verkehrsaufkommen ohne weitere Erschließungsstraßen und ohne Gefahr und Beeinträchtigungen für FußgängerInnen und RadfahrerInnen überhaupt bewältigt werden? Führt eine weitere Ampel auf dem Osterdeich nicht zu einer höheren Lärm- und Abgasbelastung der AnwohnerInnen? Hat McDonalds etwa Werbetafeln und Baumfällaktionen am Osterdeich geplant? Im Juni sollen die SenatorInnen den Beiräten und BürgerInnen Rede und Antwort stehen. Fallen die Antworten unbefriedigend aus, stünde dem Beirat der „Heldenweg“ offen: Er könnte das Vorhaben trotz seines „blauäugigen“ Beschlusses von März ablehnen.
Entscheidend wird aber sein, ob sich auch Senat und Bürgerschaft von der Meinung der AnwohnerInnen überzeugen lassen. Völlig ausgeschlossen ist das nicht: Die SPD-Bürgerschaftsfraktion etwa stellte letzte Woche in einem Beschluss zum Ausbau des Weserstadions klar, dass „die Machbarkeit einzelner Vorhaben wie beispielsweise eines Drive-Ins“ erst nach Vorlage der entsprechenden Gutachten „abschließend entscheidbar“ sei. Treptow hofft zudem auf weitere Protestaktionen der Anwohnerinitatitve: „2.000 BürgerInnen sind mächtiger als ein Beirat.“
Die AnwohnerInnen fürchten nicht nur die Blechlawine. „Verkehrskonzept hin oder her: Wir wollen den McDrive gar nicht“, sagt Wolff. Sie befürchten auch, dass sich die Pauliner Marsch zum „Kommerzgürtel“ verkommt. Wolff: „Wenn das Gebiet erst einmal erschlossen ist, dann gibt es da kein Halten mehr.“ Der geplante McDrive sei bloß „der Einstieg“. Dass die Marsch eines Tages Gewerbegebiet wird, mag SPDler Römhild zwar nicht glauben. Einen Konsumtempel Weserstadion hält er hingegen durchaus für möglich: „Das wird schon so 'ne Art Kaufhaus mit Sportplatz.“ hoi
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen