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Arafats Belagerung geht zu Ende

Israels Verteidigungsminister sichert dem Palästinenserpräsidenten Reisefreiheit zu. Die Regierung befürchtet negative Konsequenzen bei einer Auflösung der Dschenin-Kommission. Jugendliche durften Geburtskirche in Bethlehem verlassen

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Es wäre „sicher angebracht“, wenn Palästinenserführer Jassir Arafat zunächst nach Dschenin fahren würde, meint Achmad Sabawi, Sprecher des Sicherheitschefs in Gaza, Mohammad Dahlan. Konkrete Pläne gäbe es allerdings noch nicht. Zwar hatte Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser bereits am Dienstag bestätigt, dass sich Arafat „frei bewegen“ könne. Zuvor müssten jedoch die sechs von Israel gesuchten Palästinenser, die für den Mord an Tourismusminister Rechawam Seewi sowie den versuchten Waffenschmuggel auf der „Karine A“ verantwortlich gemacht werden, in das Gefängnis von Jericho verlegt werden. Sabawi sprach gestern jedoch von „nur vier Männern“, die bereits von einem palästinensischen Gericht für den Mordanschlag auf Seewi verurteilt worden waren und deren Verlegung die Palästinenser zugestimmt hätten.

Die Häftlinge sollen, entsprechend eines von US-Präsident George W. Bush vorgeschlagenen Kompromisses, von amerikanischen und britischen Sicherheitsleuten bewacht werden, die zum Teil bereits in Jericho sind. Nach Auskunft Sabawis will Arafat „in Kürze nach Kairo“ reisen. Ein Treffen zwischen Dahlan und Omri Scharon, dem Sohn von Israels Premierminister Ariel Scharon, bei dem sich nach Berichten der Tageszeitung Haaretz bereits am vergangenen Donnerstag beide Seiten auf die Verlegung aller sechs Verhafteten geeinigt haben sollen, wollte Sabawi nicht kommentieren.

In Israel wächst unterdessen die Sorge vor einer Auflösung des von UN-Generalsekretär Kofi Annan zusammengestellten Teams zur Faktensammlung über die Ereignisse im Flüchtlingslager von Dschenin und die anschließende Neuernennung eines Untersuchungskomitees, das für die Regierung folgenschwerer werden könnte. Annan wollte gestern Nacht darüber entscheiden, nachdem das israelische Sicherheitskabinett am Dienstag jede Zusammenarbeit abgelehnt hatte. Offizieller Grund für diese Entscheidung ist der Auftrag sowie die Zusammensetzung der Delegation. Die Palästinenser beschuldigen Israel eines „Massakers“ und der Ermordung von „hunderten Zivilisten“. Einer am Mittwoch veröffentlichen israelischen Version zufolge seien hingegen 48 Menschen getötet worden, darunter „vier Frauen und drei Kinder“.

Schlomo Ben-Ami, ehemaliger israelischer Außenminister, kommentierte die Entscheidung, nicht mit der UN-Komission zu kooperieren, als einen Schritt, der „möglicherweise zu einer frontalen Konfrontation“ führen könnte. Mohammad Rasheed, Finanzberater Arafats, warnte unterdessen davor, ganz von der Mission abzulassen, was nichts anderes bedeutete, als „den israelischen Kriegsverbrechern nachzugeben“. Der palästinensische Chefunterhändler bei den Friedensverhandlungen Saeb Erikat kommentierte, es sei „angesichts der von der israelischen Regierung vorgebrachten Vorbehalte offensichtlich, dass sie den Bericht der UN-Komission gern selbst formulieren würde“.

Die israelische Armee hat sich nach dreitägiger Belagerung gestern früh aus der wiederbesetzten Zone in der Stadt Hebron zurückgezogen. Bei der Invasion, die auf einen Anschlag folgte, sind israelischen Berichten zufolge zehn Palästinenser erschossen worden. 150 seien verhaftet worden. Bei Zwischenfällen im südlichen Gaza-Streifen kamen gestern drei Menschen ums Leben, sieben weitere wurden verletzt. Auch vor der Geburtskirche in Bethlehem kam es erneut zu Auseinandersetzungen, bei denen mindestens ein Palästinenser verletzt wurde. 26 überwiegend jugendliche Palästinenser durften die Kirche verlassen.

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