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Ökosteuer für Touristen

Die Baleareninseln führen Umweltabgaben ein: pro Tag einen Euro für Besucher an der Ostküste. Hoteliers beklagen Diskriminierung. Regierung in Madrid protestiert

MADRID afp ■ Touristen auf den spanischen Baleareninseln müssen ab Mittwoch eine Umweltabgabe zahlen. Die in den vergangenen Jahren heftig umstrittene „Ecotasa“ (Ökosteuer) wird sich auf durchschnittlich einen Euro pro Urlaubstag belaufen. Kinder unter zehn Jahren sind von der Regelung ausgenommen. Die Behörden auf Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera rechnen mit Einnahmen in Höhe von jährlich rund 30 Millionen Euro, mit denen unter anderem Programme zur Förderung der Landwirtschaft und zur Instandhaltung von Stränden und Kulturgütern finanziert werden sollen.

Die deutschen Reiseveranstalter halten die Abgabe für diskriminierend, da sie ausschließlich von Urlaubern auf der Inselgruppe vor der spanischen Ostküste erhoben wird. Sie wollen Einspruch bei der EU-Kommission in Brüssel einlegen. Jedes Jahr besuchen rund elf Millionen vornehmlich deutsche und englische Touristen die Balearen. Nach Angaben des balearischen Tourismusinstituts (ibatur) erwirtschaften die Inseln rund 84 Prozent ihrer Einnahmen mit dem Tourismus. Ibatur nannte die „Ecotasa“ eine „Solidaritätsabgabe“ zwischen den 630.000 Einwohnern der Inseln und den Besuchern. Das Geld soll genutzt werden, um etwa Fußgängerzonen zu schaffen, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, Wander- und Radwege oder Grünanlagen anzulegen oder Wasseraufbereitungsanlagen zu bauen. Urlauber auf dem Bauernhof zahlen nur 25 Cent, Gäste von 5-Sterne-Hotels dagegen 2 Euro am Tag.

Der spanische Ministerpräsident José Maria Aznar hat sich gegen die „Ecotasa“ ausgesprochen. In seinen Augen verletzt sie die Steuerhoheit des Staates und schadet dem Tourismus in Spanien. Bis zur Zustimmung durch den obersten spanischen Gerichtshof hat die Steuer lediglich vorläufigen Charakter.

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