„Kein Massaker“

Human Rights Watch sieht in Israels Vorgehen in Dschenin Menschenrechtsverletzungen, aber kein Massaker

WASHINGTON afp ■ Die israelische Armee hat bei ihrer Besetzung des palästinensischen Flüchtlingslagers Dschenin vom 3. bis 12. April nach Erkenntnissen der US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) keine Massaker verübt. Die Organisation widersprach damit in einem am Donnerstag in Washington bekannt gewordenen Bericht palästinensischen Vorwürfen.

Allerdings kommt HRW auch zu dem Schluss, dass die israelischen Soldaten in manchen Fällen Zivilisten „ungesetzmäßig und willkürlich“ getötet hätten. Es habe auch Exekutionen im Schnellverfahren gegeben.

Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation wurden während der israelischen Besatzung mindestens 52 Palästinenser in dem Lager Dschenin getötet. Unter ihnen war dem Bericht zufolge ein 57-jähriger Rollstuhlfahrer, der beschossen und dann mit einem Panzer überfahren wurde, obwohl er eine weiße Fahne bei sich getragen habe. In einem anderen Fall hätten israelische Soldaten einen palästinensischen Kämpfer erschossen, obwohl er bereits verletzt gewesen sei und keine Waffe mehr getragen habe. Ein anderer sei erschossen worden, während er sich gerade auf Befehl der Soldaten entkleidet habe.

Human Rights Watch prangert an, dass die israelische Armee bei ihren Angriffen manchmal nicht zwischen militärischen und zivilen Zielen unterschieden habe. So hätten die israelischen Truppen am Morgen des 6. April aus Hubschraubern Raketen auf Häuser mit schlafenden Zivilisten abgefeuert. Dabei seien eine Frau getötet und ein vierjähriges Kind verletzt worden. Bewohner des Lagers hätten berichtet, dass ihre Häuser über Tage hinweg von Hubschraubern unter Feuer genommen worden seien. Die Soldaten hätten auch Privathäuser in militärische Stellungen umgewandelt und die Bewohner in einem Zimmer zusammengepfercht. Israelische Soldaten benutzten laut HRW Zivilisten auch als „menschliche Schutzschilde“ gegen das feindliche Feuer.

Internet: http://hrw.org