piwik no script img

taz intern

Regelmäßig wenige Tage vor dem letzten Montag eines Monats spuckt das Fax der taz-Kulturredaktion neun maschinengeschriebene Manuskriptseiten aus. Die werden stets mit Spannung erwartet, kopiert und sofort in den Satz gegeben. Handelt es sich doch um den Text von Gabriele Goettles neuer Freibank, eine Rubrik, die nun schon seit Jahr und Tag – länger als auch der ältestgediente Kulturredakteur im Hause seiner Arbeit nachgeht – einmal im Monat auf unseren Kulturseiten erscheint. Zurzeit porträtiert sie Experten der verschiedensten Fachgebiete.

Zu den Verehrern ihres Reportagestils gehört Hans Magnus Enzensberger. Der Lyriker und Essayist gibt Gabriele Goettles gesammelte taz-Geschichten in seiner Anderen Bibliothek beim Eichborn Verlag in Buchform heraus. Nun hat er das Preisgeld des ihm zugesprochenen Ludwig-Börne-Preises an Goettle weitergereicht. In seiner Begründung heißt es: Ludwig Börne „war ja … unbestechlich, jedem Kompromiss abgeneigt und für alle gehobenen Positionen völlig ungeeignet. Solche Leute sind im Journalismus selten. Es freut mich, Ihnen eine leibhaftig existierende Person nennen zu können, die alle Voraussetzungen erfüllt: Sie heißt Gabriele Goettle … Seit nunmehr zwanzig Jahren durchforscht Gabriele Goettle deutsche Sitten, deutsche Bräuche und deutsche Spuren. Die Ergebnisse ihrer Recherchen veröffentlicht sie in der ‚tageszeitung‘ … Angebote von besser ausgestatteten Presseerzeugnissen hat sie mit einer Halsstarrigkeit abgelehnt, die an Börne erinnert. Ihre Methoden allerdings unterscheiden sich ganz und gar von denen unseres Schutzpatrons …; Expeditionen ins Unterholz der Gesellschaft, in Altersheime, Bordelle, Suppenküchen, auf Müllhalden, Schädelstätten und Intensivstationen waren seine Sache nicht. Und noch etwas trennt Gabriele Goettle von dem Schriftsteller im Pariser Exil. Sie hängt zwar wie er der politischen Linken an. Während aber Börne aus guten Gründen ein Doktrinär sein und bleiben konnte, entscheidet sich die Berliner Reporterin im Zweifelsfall immer für das, was sie hört und sieht. Ihre ideologischen Vorlieben lässt sie über die Klinge springen, sobald sich zeigt, dass sie der Wahrheit im Wege stehen.“

Voilà – immer am letzten Montag des Monats.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen