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Wieder Einmarsch in Dschenin

Mehrheit der Israelis glaubt, dass die Siedlungen den Interessen des Staates schaden

JERUSALEM dpa/taz ■ Die israelische Armee ist am Freitag erneut in die Palästinenserstadt Dschenin vorgedrungen. Die von der Armee als „Routine“ bezeichnete Aktion verlief offenbar ohne Verletzte. Die Soldaten hätten lediglich Warnschüsse abgegeben, hieß es. Der Einmarsch in die Stadt, aus der der Attentäter des Bombenanschlags vom Mittwoch stammt, bei dem 17 Israelis getötet worden sind, ist der zweite seit dem Anschlag. Am Vorabend waren zudem erneut Militärfahrzeuge in die Stadt Ramallah vorgedrungen, wo zuvor der derzeitige Amtssitz von Palästinenserführer Jassir Arafat unter schweren Beschuss fiel.

Neuen Umfragen der israelischen Tageszeitung Ma’ariv zufolge unterstützen 52 Prozent allein der jüdischen Bevölkerung Israels die Evakuierung von Siedlungen im Palästinensergebiet, um anschließend einen Trennzaun errichten zu können. Die Regierung Ariel Scharons hatte Anfang der Woche einen entsprechenden Plan ratifiziert. 54 Prozent der jüdischen Israelis gehen davon aus, dass die Siedlungen den Interessen des Staates schaden. Noch vor einem Jahr lag die Zahl der Siedlungskritiker bei nur 35 Prozent.

Trotz heftiger Proteste ging am Nachmittag in Jerusalem die erste Parade von Schwulen und Lesben friedlich zu Ende. Rund 4.000 Menschen nahmen an dem von einem großen Polizeiaufgebot bewachten Happening teil. Drei religiöse Jugendliche waren am Donnerstag verhaftet worden, als sie Plakate anbrachten, die dazu aufriefen, die Parade mit Eiern und Tomaten zu bewerfen. Die Stadtverwaltung, die die Veranstaltung zunächst nicht unterstützen wollte, wurde vom Obersten Gericht gezwungen, beim Anbringen von Postern und Ballons zu helfen sowie die Sicherheit zu garantieren.

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