: Bankmanager sollen zahlen
Die Bankgesellschaft will Schadenersatzansprüche gegen ihre früheren Topmanager geltend machen. Auch der ehemalige Chef der CDU-Fraktion, Klaus Landowsky, soll mit von der Partie sein. Zunächst geht es um eine Summe von 25 Millionen Euro
von RICHARD ROTHER
Die für Milliardenverluste mitverantwortlichen Manager der Bankgesellschaft sollen nun offenbar mit ihrem Privatvermögen für entstandene Schäden eintreten. Die Bankgesellschaft verlangt nach Informationen des Spiegels von elf inzwischen ausgeschiedenen Managern, unter ihnen der ehemalige CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky, Schadenersatz in Höhe von mehr als 25 Millionen Euro. Eine entsprechende Klage habe die Bank in der vergangenen Woche beim Landgericht eingereicht. Das Land Berlin konnte die Pleite des mehrheitlich landeseigenen Bankkonzerns nur durch die Übernahme der Immobilienfondsrisiken von bis zu 21,6 Milliarden Euro verhindern. Bereits im nächsten Jahr wird der Landeshaushalt deshalb mit 300 Millionen Euro belastet.
Der Vorsitzende des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Bankenaffäre, Klaus-Uwe Benneter (SPD), begrüßte gestern die Klage gegenüber der taz als „gezielten Schuss, der sicher nicht der letzte gewesen ist“. Insgesamt könnten sich die Forderungen auf 150 bis 250 Millionen Euro summieren, so Benneter. Gegen 14 Exmanager der Bank laufen bereits auch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, vergangene Woche wurden ihre Wohnungen durchsucht. Der Verdacht: Untreue und Kapitalanlagebetrug.
Zum Kreis der jetzt erstmals auch zivilrechtlich belangten Exmanager sollen neben Landowsky der frühere Bankchef Wolfgang Rupf und der ehemalige Baustaatssekretär Hans Görler (SPD) gehören. Zudem sollen der Ex-Landesbank-Chef Ulf Decken und der ehemalige Chef der Immobilientochter IGB, Manfred Schoeps, zur Kasse gebeten werden. Den Beschuldigten werde im Wesentlichen vorgeworfen, Objekte überteuert oder ohne Prüfung der tatsächlichen Ertragsaussichten für die Immobilienfondsgesellschaften der Bank erworben zu haben.
Die jetzigen Klagen würden den Kern des Bankenskandals berühren. Denn der Gesamtwert eines Immobilienfonds leidet darunter, wenn zu teure oder marode Immobilien darin aufgenommen werden. Die Verluste und Risiken der Immobilienfondsgeschäfte wiederum haben wesentlich zur Schieflage der Bankgesellschaft beigetragen, für die letztlich das Land geradestehen musste.
Bei der jetzt eingereichten Klage soll es zunächst nur um einen Fall gehen, woraus sich auch die Höhe des möglichen Schadenersatzanspruches erklärt. Die Bank beruf sich laut Spiegel auf Schäden, die der damals für die Fondsgeschäfte zuständigen Immobilientochter IBG dadurch entstanden ist, dass sie 1997 knapp 4.000 Plattenwohnungen der Aubis-Gruppe aufgekauft hat. Der neue Vorstand der Bankgesellschaft behalte sich jedoch ausdrücklich vor, auch wegen anderer Immobiliengeschäfte Regressforderungen geltend zu machen.
Allerdings besitzt der Aubis-Deal den politisch höchsten Symbolwert – war es doch die Bekanntgabe der Aubis-Barspende an Ex-CDU-Fraktionschef Landowsky, die vor gut einem Jahr die Aufklärung des Bankenskandals und das Ende der großen Koalition ins Rollen gebracht hatte.
Landowsky hatte 1995 ein Barspende von Aubis-Managern in Höhe von 40.000 Mark erhalten und diese nicht ordnungsgemäß verbucht. Zeitnah hatte Aubis Millionenkredite zur Sanierung ostdeutscher Pattenbauten von der Bankgesellschaftstochter Berlin Hyp erhalten, deren Chef zum damaligen Zeitpunkt Landowsky war – obwohl das Aubis-Geschäft nach Expertenmeinung nicht seriös kalkuliert war. Und bereits zwei Jahre später sprang mit der IBG eine andere Bankgesellschaftstochter in die Bresche.
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