: Telekom untreu?
Strafanzeige gegen Manager. Der Vorwurf: Sie hätten 375 Millionen Euro Schaden für Aktionäre in Kauf genommen
BONN taz/dpa ■ Neue Hiobsbotschaften für die Telekom-Aktionäre. Nach dem Hickhack um die Ablösung von Ron Sommer macht die Telekom nun durch den Vorwurf der Untreue erneut Schlagzeilen. Die Stuttgarter Rechtsanwälte Binz und Sorg haben wegen eines so genannten Aktienoptionsplans, der auf der Hauptversammlung im Mai letzten Jahres beschlossen wurde, Strafanzeige gegen führende Telekom-Manager erstattet. Nach Angaben der Kanzlei ist die Anzeige bereits am Mittwoch bei der Bonner Staatsanwaltschaft eingereicht worden.
Die Vorwürfe richten sich unter anderem gegen den derzeitigen Aufsichtsratvorsitzenden Hans-Dietrich Winkhaus, den jetzigen Telekom-Chef Helmut Sihler und den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer. Durch den Aktienoptionsplan sollen sie die Anteilseigner um mindestens 375 Millionen Euro geschädigt haben. Nur „grob wahrheitswidrig“ seien die Aktionäre über die Folgen eines solchen Plans informiert worden, bevor sie ihm zugestimmt hatten. Auch die damals beschlossene Erhöhung der Vorstandsbezüge um bis zu 90 Prozent sowie die „unangemessene“ Höhe der Abfindung von Ron Sommer halten die Anwälte für strafbar.
Die Telekom wies die Vorwürfe gestern zurück. Es sei überhaupt kein Geld aus dem Unternehmen geflossen. Damit seien auch die Aktionäre nicht geschädigt worden. Zudem sei es verwunderlich, dass die Vorwürfe erst über ein Jahr nach der Hauptversammlung erhoben würden. Die Reaktion der Telekom, so Rechtsanwalt Mark Binz gegenüber der taz, sei „Schaumschlägerei“ und „nicht ganz ernst zu nehmen“. Der Einwand der Telekom, die Aktienoptionen seien noch nicht zum Einsatz gekommen, sei „naiv und bösartig“, da die Fristen des Aktionsprogramms noch gar nicht abgelaufen seien. Die Aufsichtsräte hätten die Telekom AG mit den Aktienoptinen „bewusst geschädigt“. Die Anzeige sei zu diesem Zeitpunkt lanciert worden, weil die Telekom im Moment am „ehesten angreifbar“ sei.
Aktienoptionen beteiligen Topmanager am Unternehmenserfolg. Sie sind vor allem in den USA verbreitet. Manager sollen so eher für Kurssteigerungen sorgen. Kritiker meinen allerdings, es gehe dann nur um kurzfristige Gewinne. Die beiden Anwälte haben auch das laufende Verfahren gegen die Abfindungen von Mannesmann-Managern nach der Fusion mit dem britischen Telefonanbieter Vodafone ins Rollen gebracht. NIE
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