: Rückzugsgefechte
Israels Rückzugsplan trifft bei Palästinensern auf Zustimmung. Sechs Tote bei Konfrontation nach Einmarsch in autonomen Gaza-Streifen
RAMALLAH dpa/ap ■ Die Palästinenser haben einem israelischen Plan zum stufenweisen Rückzug der Armee aus besetzten Autonomiegebieten „im Grundsatz“ zugestimmt. Nach einer Sitzung des palästinensischen Kabinetts in Ramallah im Westjordanland sagte der Sprecher Nabil Abu Rudeineh am Mittwoch, man sei bereit, die Sicherheitskontrolle in den Autonomiegebieten des Gaza-Streifens und in Bethlehem zu übernehmen.
In einer amtlichen Erklärung hieß es, die Autonomiebehörde erwarte den unverzüglichen Rückzug der israelischen Armee aus allen sieben besetzten Städten im Westjordanland. Der Plan sieht unter anderem eine Beendigung aller israelischen Militäraktionen in den palästinensisch kontrollierten Regionen vor. Im Gegenzug sollen die Palästinenser für Ruhe in dem Gebiet sorgen.
Ungeachtet der vorsichtigen Annäherung zwischen beiden Seiten setzte die israelische Armee ihre Offensive gegen mutmaßliche palästinensische Extremisten gestern fort. Nahe der jüdischen Siedlung Ganei Tal im Süden des Gaza-Streifens liquidierten israelische Scharfschützen einen führenden Aktivisten des militärischen Flügels der radikalen Hamas-Bewegung, Ahmed Nimer.
In der Nacht waren erstmals seit mehreren Wochen wieder Dutzende israelische Panzer bei Beit Lahija im Norden des Gaza-Streifens auf autonomes Gebiet vorgerückt. Die Armee drang mit etwa 30 Panzern in das Flüchtlingslager Dschabalia ein, wo sie mehrere Häuser zerstörte und drei mutmaßliche Extremisten festnahm. Bei der Aktion wurde ein palästinensischer Polizist erschossen. Am Morgen erschossen Soldaten den örtlichen Führer der militanten Al-Aksa-Brigaden von Tulkarem. Bei Zusammenstößen zwischen Soldaten und Demonstranten starben drei weitere Palästinenser.
Ein zum Tode verurteilter Mann ist gestern auf dem Gelände des Amtssitzes des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat mit Schüsssen hingerichtet worden. Der 26-Jährige, der für geistig behindert befunden wurde, soll seine Großmutter vergewaltigt und zwei ältere Frauen ermordet haben.
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