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Ich bin’s, Christian!

Besser als Nike oder Langnese: Wie Gerhard Seyfried mit seinen Ströbele-Wahlplakaten gestandene Kreuzberger zum Nachdenken bringt

Weil Christian Ströbele so sympathisch ist und auch ein guter Politiker, ist es sehr schön, dass sein Bild überall in Kreuzberg herumhängt. Ströbele ist viel besser als zum Beispiel Nike oder Langnese, auch weil man ihn nicht kaufen kann. Es macht Spaß, wenn man morgens zur Markthalle geht und Christian Ströbele ist schon da und begrüßt einen lächelnd wie ein weiser König. Das ist fast so gut wie der Kreuzberger Grünenpolitiker Mutlu, der vor ein paar Jahren mit „Ich bin’s, Mutlu“ alle Herzen im Bezirk gewann.

Im Gegensatz zu seinen Mitkonkurrenten, der eine mit geföhntem Bart, der andere mit einem Horst-Tappert-Gesicht, wirkt Ströbele dezent und angenehm. Zu denken geben allerdings Plakate, mit denen der bekannte Comiczeichner Gerhard Seyfried unseren Kandidaten unterstützt. Die Plakate zeigen eine Kreuzberger Genreszene; eine Demo, wie wir Alt-68er sagen, mit lustigen Leuten und Plakaten, auf denen zum Beispiel steht: „Ströbele wählen heißt Fischer quälen“. Oder dass Ströbele voll korrekt sei, während eine Frau an einem Cafétisch sitzt und die taz liest mit der Headline „Ströbele gegen Krieg“.

In der Nacht nach unserem üblichen Flippergebumse standen wir lang vor dem Plakat und überlegten, in welcher Zeit die Plakate wohl beheimatet sind, weil die leicht idyllische Szene (netter Punk, verliebter netter Polizist) weit entfernt von unserer Kreuzberg-Erfahrung war. Freund Mildner, der Historiker, vermutete eine Fantasie von 1975. Ich tippte auf 1978, die Zeit, in der Sätze wie „aber hallo“ üblich wurden. Die Ansicht, dass sich die witzelnden Wimmelbilder an die Generation 60+ wendeten, hatte auch einiges für sich. Unsere Stimmen hat Ströbele ja eh. DETLEF KUHLBRODT

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